Das Rätsel um den Mammutzahn

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HM-FORSCHER BARGEN UR-MAMMUT-FUND IN N�(c) APA/NHM WIEN/URSULA G�HLICH (URSULA G�HLICH)
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Beim Bau der Weinviertelautobahn wurden zwei mächtige Mammutstoßzähne gefunden. Sie sind rund eine Million Jahre alt.

Sie brauchten Unmengen an Nahrung: 100 bis 150 Kilogramm Gräser und proteinreiche Kräuter musste ein Mammut pro Tag verdrücken, um zu überleben. Und um zu wachsen: Denn – anders als wir Menschen – wuchsen Mammuts ihr ganzes Leben lang, bis zu ihrem Tod. Das wissen die Forscher, weil in Sibirien nahezu vollständig im Eis eingeschlossene Mammutkörper gefunden wurden – samt Mageninhalt. Jetzt stießen Wissenschaftler auch in Österreich auf die Überreste eines uralten Mammuts. Bei Vorarbeiten für den Bau der Weinviertelautobahn sah der Gesteinsexperte Reinhard Roetzel in der Nähe von Bullendorf etwas aus dem Hang hervorblitzen: die Spitze eines Mammutstoßzahns.

In einer mehrtägigen Notgrabung durch ein Team des Naturhistorischen Museums wurden – mithilfe eines Asfinag-Baggers – zwei mächtige, circa 2,5 Meter lange Stoßzähne und einige Wirbelknochen geborgen. Zu welcher Mammutart sie gehören, ist aber noch ungewiss. Infrage kommen für die Paläontologin (das ist eine Forscherin für ausgestorbene Lebewesen) Ursula Göhlich drei verschiedene: Die spektakulärste und älteste Variante wäre ein Südelefant. Er war unbehaart, lebte in der frühen Eiszeit in ganz Eurasien und wog bis zu zehn Tonnen – also deutlich mehr als ein Afrikanischer Elefant, der bis zu acht Tonnen wiegt. Ähnlich groß, aber jünger und etwas behaarter wäre Option Nummer zwei: das Steppenmammut, das in der mittleren Eiszeit existierte. Die dritte Variante ist eher unwahrscheinlich: Für ein klassisches zotteliges Wollhaarmammut sind die gefundenen Stoßzähne zu alt.

Mammut und Mensch

Warum es so schwierig ist, die Mammutart zu ermitteln? „Weil die Backenzähne fehlen. Die braucht man, um die Mammuts zu unterscheiden“, sagt Göhlich. Aufschluss über das Alter können Erde und Steine rund um das Skelett geben – sie dürften ca. eine Million Jahre alt sein.

Alles, was wir heute über Mammuts wissen, stammt einerseits aus der Erforschung von Mammutüberresten, andererseits aus Höhlenmalereien. Diese zeigen Menschen bei der Mammutjagd. Sie hatten Speere und Lanzen mit Stein- oder Holzspitzen – Metall war in der Jungsteinzeit noch nicht bekannt. Ausgestorben sind die Mammuts aber nicht, weil sie gejagt wurden, meint Göhlich. „Dazu gab es zu viele Mammuts und zu wenige Menschen. Wahrscheinlich wurde es mit Ende der Eiszeit zu warm für die Mammuts.“

Die neu gefundenen Stoßzähne werden Teil der Sammlung des Naturhistorischen Museums. Das Gesetz sieht vor, dass ein Schatzfund je zur Hälfte dem Grundeigentümer und zur Hälfte dem Finder gehört. Fossile Überreste werden aber meist Museen überlassen – denn dort können sie erforscht werden!

Wusstest du schon, dass...

...bereits 1443, beim Bau des Stephandsdoms, Mammutknochen gefunden wurden? Die Menschen damals dachten, die Knochen stammten von Riesen.

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