Tipp des Tages: Auf Schnäppchenjagd mit Elfriede Jelinek

© Christian Brachwitz
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Die Damen und der Herr, die zu Beginn vom Schnürboden auf die Bühne schweben, sind keine ästhetischen Vorbilder. Der Herr trägt ein rosa Tutu um die Hüften, die eine Frau ein schwarzes Tutu um den Hals, eine andere Männerunterhosen. Es dominieren schrille Farben und Ringelsocken. In "Das Licht im Kasten" in den Linzer Kammerspielen geht es um das Phänomen Mode, zu dem Thema gibt es drei Stunden bekanntes Jelinek-Pingpong, assoziatives Selbstgespräch, Attacke und Farce. Ist das noch spannend, wird es das Stück tragen? Es trägt. Katka Schroth hat inszeniert. Es ist überraschend, wie sie es versteht, die Aufmerksamkeit wachzuhalten – Text, Tempo und szenische Effekte passen ideal zusammen.

Dass sich die Zuschauer zwischendurch Gedanken über ihre eigenen Kollisionen mit Design machen können, gehört zu diesem Theaterspaß, der sich allerdings von der lustigen Eröffnung bald auch in düstere Gefilde bewegt: zu Textilarbeiterinnen, die in Fabriken in Bangladesch oder sogar in Italien unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten oder gar verbrennen, weil sie wie Sklaven gehalten werden.

Am Schluss der Premiere im Jänner gab es langen Applaus und Standing Ovations. Diesen Freitag ist das Stück das letzte Mal in den Linzer Kammerspielen zu sehen.

(bp)

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