Kulturnachrichten

Von Schmäh, Kasperl, dem beliebten Diminutiv und der Macht der Medien.

Der SCHMÄH zieht noch immer: Kabarettland Österreich

„Was ist der Unterschied zwischen Comedy und Kabarett? Der Comedian macht's wegen dem Geld, der Kabarettist wegen des Geldes“, lautet ein gern wiederholter Witz, den auch Alfred Dorfer schon gebracht hat. Dass hierzulande seit Jahrzehnten das Kabarett floriert – mit seinem intellektuellen, literarischen Anspruch, seiner gesellschaftskritischen Haltung und spitzzüngigem österreichischen Schmäh – liegt auch an Humorgroßmeistern wie ihm, Hader, Niavarani . . . Doch während sich die altbekannten Namen in Film und Theater austoben, hat längst eine neue Generation die Kabarettbühnen erobert – und hier stechen vor allem die Frauen hervor: Lisa Eckhart oder das Duo Flüsterzweieck zeigen aufs Schärfste, wie nah Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex in der österreichischen Seele beisammenliegen.

Liebe Kinder, liebe Leute: Der KASPERL im TV und „in echt“

Unter den Kindheitshelden, die das kollektive Gedächtnis bevölkern, bekommt er klar den Stockerlplatz vor Helmi, Tom Turbo und dem kleinen Ich-bin-Ich: Der Kasperl, dieser rechtschaffene, altkluge Zipfelmützenwicht mit der Schnapsnase, beherrscht seit 1957 am Wochenende das Frühmorgenprogramm im ORF. Seit 2010 hat er dort einen Löwen zur Seite; seine alten Begleiter Pezi („Krawuzikapuzi!“), Hexenmeister Tintifax, Drache Dagobert („Bussibussi!“) bevölkern jetzt immerhin YouTube. Und die altehrwürdige Urania-Puppenbühne führt künftig André Heller weiter. Ein pädagogisch einwandfreier Spaß mit Publikumsbeteiligung für die Kinder, Nostalgieobjekt für die Großen.

Das DIMINUTIV macht halt alles ein bisserl weniger schlimm

Mit bloßer Verkleinerung hat das nichts mehr zu tun: Ein bisserl (ha!) spielt schon diese „Geht schon!“-Mentalität mit, dass das Diminutiv in Österreich so beliebt ist. Ein Zuckerl hat noch niemandem geschadet, ein Kipferl mehr ist auch immer noch gegangen, ein Trümmerl auf dem Gehsteig kann doch so schlimm net sein, ein Winderl ist noch kein Sturm – und ein Pantscherl noch kein Grund zur Scheidung – oder?

Konzentrierte MEDIENMACHT im Boulevard und im ORF

In Medienangelegenheiten bleibt Österreich EU-Sonderling. Vom langen Festhalten am Rundfunkmonopol (Stichwort: Medienalbanien) über die Werbesteuer bis zur Eigentümerstruktur am Printsektor. Die Privat-TV-Sender hatten es schwerer als anderswo, das spüren sie bis heute. Und Print? Da beherrschen die Dichands (mit „Krone“ und „Heute“) und Fellners („Österreich“, „Oe24“) den Boulevard. Die Mediaprint (sie gehört Funke, Raiffeisen und Dichand) ist seit der Verschränkung mit der News-Gruppe der größte Player im Printgeschäft. Vielfalt sieht anders aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2018)

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