Der „alte“ Feminismus hat uns noch etwas zu sagen

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Starfeministin Rebecca Solnit begründet den Rechtfertigungszwang für kinderlose Frauen auch mit gesellschaftlichem Glückszwang. Und wirkt wie eine Prophetin der "Me Too"-Debatte.

"Mansplaining" – mit diesem Ausdruck benennt man seit mehreren Jahren das Phänomen, dass Männer einer Frau gönnerhaft die Welt erklären und ihnen die eigene Ignoranz dabei gänzlich verborgen bleibt. Die US-amerikanische Essayistin Rebecca Solnit hat das Wort mit ihrem 2008 erschienenen feministischen Essay „Men Explain Things to Me“ („Wenn Männer mir die Welt erklären“) angeregt. Die heute 56-jährige Solnit wurde seitdem quer durch die Welt zur neuen Starfeministin. 2014 veröffentlichte sie unter demselben Titel einen Essayband. Unvergessen die darin beschriebene Partyszene: Der Gastgeber fragte Solnit onkelhaft, was sie für Bücher geschrieben habe, unterbrach sie aber gleich, um ihr zur Lektüre eines neuen Buchs über einen Fotografen zu raten. Dieses Buch hatte Solnit selbst geschrieben, doch trotz mehrfacher Aufklärungsversuche einer ebenfalls anwesenden Freundin („Das ist ihr Buch“) dozierte der Herr weiter. Als die Information endlich zu ihm durchdrang, wurde er kurz „aschfahl“ – aber nur für einen Moment.

Virginia Woolfs inexistente Kinder

Es ist charakteristisch für Solnits publizistische Einwürfe, dass sie oft von Gesprächserfahrungen inspiriert sind. Sie verraten einen intellektuellen Horizont und wirken dennoch unprätentiös, lebensnah. Solnit ist auch keineswegs das Gesicht eines spektakulären „neuen Feminismus“, eher – ebenso wie die „#Metoo“-Debatte – der Beweis dafür, dass der kämpferische „alte“ uns noch etwas zu sagen hat.

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