Das neue Wien-Museum wird gebaut. Das Volkstheater harrt der Sanierung. Kulturstadtrat Mailath-Pokorny hatte keine großen Visionen. Aber er setzte Impulse und verwaltete mit Niveau.
Die schiere Größe war's, die an Andreas Mailath-Pokorny als erstes auffiel. Schon im Nobelgymnasium dürfte der Bub aus gutbürgerlichem Wiener Milieu imposant gewirkt haben, wenn er nur aufstand. Keine kleine Angelegenheit in der Gesellschaft rauflustiger Knaben. Etwas von der Länge ist bis heute im Verhalten des Mannes geblieben: Er ist nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, bewahrt immer eine gewisse Lässigkeit und hat doch klare ideologische Vorstellungen, die auch schon in der Schul-und Studentenpolitik geprägt wurden. Für eine Kürzung des Kulturbudgets stehe er nicht zur Verfügung, sagte Mailath im letzten Wiener Wahlkampf gemünzt auf die vorrückende FPÖ, die ihm von Grund auf zuwider war, was er nie verhehlte.
Diplomat und Vranitzky-Sekretär
Gegen seine Vorgänger, die kantige Ursula Pasterk und den geschmeidigen Peter Marboe, wirkte Mailath anfangs blass wie ein Karrierediplomat, aber auch in diesen täuscht man sich ja oft. Im Außenamt hatte Mailath begonnen. Seine politische Karriere trieb er robust voran. 1988 bis 1996 diente Mailath im Kabinett von Kanzler Vranitzky. Dienender Taschelträger, sagt man gern, tatsächlich muss man für so eine Tätigkeit vif, ausgeschlafen und einsatzfreudig sein. Mailath stand der Politik immer näher als der Kunst, in die er, wie es für Politiker heute passend ist, speziell jene der SPÖ, nie wertend oder gar regelnd eingriff. Einer Forderung nach "Durchforstung", sprich Reduzierung der Förderungen, wie sie von bürgerlichen Parteien gern erhoben wird, hätte Mailath nie zugestimmt. Er stand für das alte SP-System, lieber zahlen als nachdenken. Aufstände in der Kulturszene sind dementsprechend in Wien rar und gleichen Pflichtübungen. Mailath herrscht über ein beträchtliches Budget von an die 300 Millionen Euro.