Kunstkrimi in Genf: Antiquitäten beschlagnahmt, dann verschwunden

Gerade erst beschlagnahmte die Schweizer Staatsanwaltschaft Antiquitäten im Wert von mehr als drei Millionen Euro – wegen Verdachts auf illegale Herkunft. Jetzt sind die Objekte auf mysteriöse Weise verschwunden.

Rund zwanzig Antiquitäten des Kunsthändlers Ali Aboutaam werfen in Genf gerade Rätsel auf. Im vergangenen Jahr beschlagnahmte die Schweizer Staatsanwaltschaft die Objekte im Wert von rund 3,3 Millionen Euro wegen des Verdachts auf illegale Herkunft. Jetzt drängt sich eine ganz andere Frage auf: Wo sind die beschlagnahmten Kunstwerke hin verschwunden?

Denn die wertvollen Antiquitäten scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Die Objekte, darunter ein byzantinisches Mosaik, das eine Christus-Figur abbildet, lagerten in einem Depot in der Genfer Gemeinde Carouge. Nach dem Verschwinden teilte die Staatsanwaltschaft mit, ein Verfahren eröffnet zu haben. Die Untersuchung soll den Verbleib der Objekte klären.

Besitzer wittert Verschwörung

Der Kunsthändler Aboutaam sei „fast vom Stuhl gefallen“, als ihm die Staatsanwaltschaft das Verschwinden seiner Objekte mitteilte. Niemandem habe er von dem Lager erzählt, sagte er zur Schweizer Tageszeitung „Le Temps“. Nun wirft Aboutaam der Justiz vor, nicht fähig zu sein, auf beschlagnahmten Besitz aufzupassen.

Ali Aboutaam betreibt in Genf die Kunstgalerie „Phoenix Ancient Art“. Erst vergangenen Herbst musste er einen Sarkophag an die Türkei zurückgeben, die Genfer Staatsanwaltschaft beschlagnahmte ihn als illegal importiert. Aboutaam bestritt gegenüber Schweizer Medien die Vorwürfe: „Die Staatsanwaltschaft führt eine ideologische Kampagne gegen mich. Ich habe diese Antiquitäten legal erworben.“

Lange galt die Schweiz mit ihren Zollfreilagern und einem liberalisierten Kunstmarkt als Drehscheibe für illegalen Kunsthandel. Ein Gesetz aus dem Jahr 2005 versucht die gesetzeswidrigen Machenschaften einzudämmen: Demnach dürfen Antiquitäten und Kunstschätze nicht aus ihren Herkunftsländern in die Schweiz importiert werden

(Red./APA)

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