Wie kühl-geschäftlich sind irdische Höllen?

Was war zuerst: die religiösen Predigten von Höllen nach dem Tod oder die nach diesen benannten Höllen auf Erden?
Was war zuerst: die religiösen Predigten von Höllen nach dem Tod oder die nach diesen benannten Höllen auf Erden?(c) APA/AFP/GUILLERMO ARIAS
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Von stalinistischen Lagern bis zum Drogenentzug, von der Familie bis zu den Medien: Beim Philosophicum über "Kulturen des Unerträglichen" wurde der Begriff "Hölle" weit gedehnt. Ein Fazit: Die Psyche der Teufel ist schwer zu fassen.

Was war zuerst: die religiösen Predigten von Höllen nach dem Tod oder die nach diesen benannten Höllen auf Erden? Zweitere, werden wohl die meisten sagen: erst der irdische Schrecken, dann dessen Projektion auf ein Jenseits. Jörg Baberowski, Historiker in Berlin, sah es bei seinem Vortrag in Lech anders: „Erst die Aufklärung, der Tod Gottes“, sagte er, „hat die Hölle vom Jenseits ins Diesseits versetzt, sie zur Hölle auf Erden gemacht.“ Diese sei „ein Ort der Ausweglosigkeit, des sinnlosen Schreckens, dem nur die Henker noch eine Bedeutung abgewinnen können.“

Kein Ort der Gerechtigkeit! In den irdischen Höllen – die Baberowski am Beispiel der Lager des Stalinismus zeichnete – walte nur noch die Gewalt: „Ein Schlag ins Gesicht ist ein Akt körperlicher Überwältigung, der nicht ignoriert werden kann. Der Geschlagene versteht, was ein Mann und was eine Faust ist.“ Diese Schilderungen erinnerten viele wohl an Orwells „1984“, wo ein ins Gesicht eines Menschen tretender Schuh die ultimative Diktatur symbolisiert, wie dieser Roman ließen sie die Quelle der Gewalt offen. Ist es, sozusagen radikal-nietzscheanisch, der Wille zur Macht?

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