Ob Klimawandel oder Waffenbesitz: Wer mathematisch versiert ist, deutet sich die Daten immer so zurecht, wie es ihm passt. Erstmals zeigt eine Studie: Besonders Schlaue können damit besonders falsch liegen. Aber warum verbohren wir uns so in unsere Meinungen?
Vom Klimawandel bis zur Gentechnik: Wir streiten auch über Themen, zu denen es in der Wissenschaft einen klaren Konsens gibt. Warum? Die Forscher selbst trösteten sich lange so: Viele Leute kennen eben die Fakten nicht, oder sie können die Zusammenhänge nicht nachvollziehen. Deshalb müsse man sie aufklären, in Bildung investieren, das logische Denken trainieren. Aber ist das wirklich die Lösung? Sieht man sich ein wenig um, kommen Zweifel auf: Nicht am Vorstadt-Stammtisch wird am heftigsten über ideologisch aufgeladene Themen gestritten, sondern in Talkshows, Parlamenten und auf den Debattenseiten seriöser Zeitungen. Dort treffen gescheite Leute aufeinander, und gerade sie kommen auf keinen grünen Zweig.
Dabei kann oft nur eine Seite recht haben. Intelligenz scheint also nicht vor falschen, bornierten, ja dummen Ansichten zu schützen. Kann sie diese sogar fördern? Ein seltsamer Verdacht, den die australischen Sozialforscher Mathew Nurse und Will Grant an der Universität Canberra nun erstmals im Experiment bestätigt haben(in Environmental Communication, 16.6.). Die 500 Probanden waren zu gleichen Teilen Anhänger der Grünen und der rechtspopulistischen Partei „One Nation“. Sie wurden vorab auf ihre mathematische Intelligenz abgeklopft, wobei beide Lager im Mittel ähnlich abschnitten. Dann stellte man allen eine Aufgabe, die nicht an tiefe Überzeugungen kratzt: Eine Pharmafirma testet eine neue Salbe gegen Ausschlag, auch mit einer Kontrollgruppe, die sich nicht einschmiert. Wirkt die Salbe?