"The Circle": Technologiekritik mit dem Holzhammer

Dave Eggers' Web-2.0-Dystopie "The Circle" wirkt auch im Kino plakativ, trifft aber ein paar Zeitnerven.

Wissen ist gut. Alles zu wissen ist besser. So bringt Bailey, Chef des Tech-Giganten „The Circle“, das Firmenmotto auf den Punkt. Damit lässt sich nämlich einiges legitimieren. Etwa Minikameras, die aussehen wie Argusaugen in Murmelform – und überall unbemerkt angebracht werden können. Natürlich nur, um „uns zu dienen“, wie Bailey betont. Und seine Jünger fressen ihm aus der Hand. Dem kumpelhaften Charme des lässigen Digitalgurus mit Stoppelbart kann man sich kaum entziehen. Auch, weil er von Tom Hanks gespielt wird, Hollywoods nettem Onkel von nebenan. Nur Mae (Emma Watson) blickt skeptisch aus der Menge der Bekehrten. Sie ist ein „Guppy“, ein Neuling im erlauchten Kreis der Auserwählten, die für den Circle-Konzern arbeiten dürfen. Und bei aller Begeisterung für ihren neuen Job wittert sie ein böses Spiel hinter der guten Imagemiene.

Auf den ersten Blick scheint alles eitel Wonne im Circle-Hauptquartier, einer Kreuzung aus Facebook-Bürokomplex, Google-Campus und Apple-Zentrale. Für das Wohl der Angestellten ist gesorgt, jeder wirkt motiviert und zufrieden. Doch bei näherem Hinsehen offenbart sich etwas Sektenartiges: „Freiwillige“ Freizeitaktivitäten, die Punkte im „Partizipationsranking“ bringen, fragwürdige Mantras („Geheimnisse sind Lügen“), blinder Fortschrittsglauben. „The Circle must be whole“, prangt über dem Firmenlogo: Nicht gerade subtil. Kreiswächter Bailey und sein Handlanger Stenton (Patton Oswalt) predigen ganz bewusst totale und globale Transparenz. Ihr Flaggschiff TrueYou hilft beim Identitätsmanagement im Internet, sammelt aber auch Daten über die Nutzer – und Daten sind Macht.

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