Netflix trennt sich von Kevin Spacey

Der Schauspieler ist mit sofortiger Wirkung suspendiert.
Der Schauspieler ist mit sofortiger Wirkung suspendiert.(c) Reuters
  • Drucken

Vergewaltigungsvorwürfe stehen im Raum, am Set von "House of Cards" ist Spacey nicht mehr willkommen. Dreharbeiten für die sechste Staffel der Serie liegen derzeit auf Eis.

Nach neuen Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Kevin Spacey hat der Internet-Streamingdienst Netflix die Notbremse gezogen und sich von dem Schauspieler getrennt. Am Set von "House of Cards" ist Spacey nicht mehr willkommen. Netflix schloss ihn am Freitagabend (Ortszeit) von der weiteren Mitarbeit an der Serie aus.

"Netflix wird an keiner weiteren Produktion von "House of Cards" beteiligt sein, bei der Kevin Spacey dabei ist", hieß es in der von US-Medien zitierten Mitteilung des Streamingdienstes. Man wolle weiter mit der Produktionsfirma Media Rights Capital (MRC) über die Zukunft der Serie nachdenken. Dreharbeiten für die sechste Staffel der Serie liegen derzeit auf Eis.

MRC untersuche weiter die Vorwürfe gegen Spacey, zitierte CNN die Produktionsfirma. Der Schauspieler sei mit sofortiger Wirkung suspendiert. Acht ehemalige und aktuelle Mitarbeiter von "House of Cards" hatten über sexuelle Belästigungen durch Hauptdarsteller Spacey gesprochen. In der erfolgreichen Politserie, die mit der kommenden sechsten Staffel enden soll, spielt er den rücksichtslosen US-Präsidenten Frank Underwood.

"Vergiftetes Umfeld für junge Männer in Reihen der Crew"

"Es war ein vergiftetes Umfeld für junge Männer in Reihen der Crew, des Besetzung und der Statisten, die mit ihm zu tun hatten", sagte ein ehemaliger Produktionsassistent am Donnerstag (Ortszeit) dem TV-Sender CNN. "Kevin hatte wenig bis gar keine Skrupel, seinen Status und seine Position auszunutzen." Männer hätten aus Angst, ihren Job zu verlieren, geschwiegen, sagten Crewmitglieder. Oscar-Preisträger Spacey selbst äußerte sich zu den neuen Vorwürfen zunächst nicht.

Insgesamt sprachen acht frühere und gegenwärtige Mitarbeiter mit dem Sender. Einer von ihnen warf Spacey vor, ihn in der Anfangsphase der Serie sexuell belästigt zu haben.

"Sextäter und Pädophiler"?

Ein ehemaliger Schauspielschüler des Oscarpreisträgers, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte "Vulture", er habe mit zwölf Jahren Spaceys Schauspielunterricht besucht und zwei Jahre später eine "sexuelle Beziehung" mit ihm angefangen. Nach dem Vergewaltigungsversuch in Spaceys Wohnung aber habe er das Verhältnis abgebrochen. Er bezeichnete Spacey als "Sextäter und Pädophilen".

Netflix kündigte zudem an, man werde auch den von Spacey (58) produzierten Film "Gore", in dem er selbst die Rolle des Autoren Gore Vidal spielt, nicht veröffentlichen. Am Donnerstag trennten sich auch Spaceys Sprecherin und seine Agentur von ihm.

Ermittlungen in London

Angefangen hatte alles mit Vorwürfen des Schauspielers Anthony Rapp (46, "Star Trek: Discovery"), der über sexuelle Übergriffe durch Spacey berichtet hatte. Spacey habe sich in therapeutische Behandlung begeben, erklärte eine Sprecherin am Mittwoch.

Der britische "Guardian" berichtete auch von Ermittlungen in London. Scotland Yard bestätigte die Ermittlungen, nannte aber keinen Namen. Es gehe um Vorwürfe aus dem Jahr 2008. Spacey war zu der Zeit Direktor des Old Vic Theatre in Lambeth.

Spacey ist einer von mehreren Hollywood-Stars, die sich derzeit mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung und des Missbrauchs konfrontiert sehen. Auch gegen den Hollywood-Mogul Harvey Weinstein kamen neue Anschuldigungen ans Licht. Die Schauspielerin Paz de la Huerta ("Boardwalk Empire") sagte dem TV-Sender CBS, dass Weinstein sie 2010 zweimal vergewaltigt habe. Die New Yorker Polizei bestätigte, dass die Vorfälle untersucht würden. Bei früheren Vorwürfen hatte Weinstein nicht-einvernehmlichen Sex bestritten.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILES-ENTERTAINMENT-US-FILM-ASSAULT-SPACEY
Salon

London: Polizei ermittelt gegen Kevin Spacey

Scotland Yard bestätigte am Freitag, nach einer entsprechenden Anzeige zu einem Vorfall aus dem Jahr 2008 im Süden Londons Ermittlungen eingeleitet zu haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.