Wie skurriles Merchandising zur Kult-Reihe den Mythos tötet.
Man stelle sich vor, man hat einen Freund, der einem täglich den Link zu einem neuen „Star Wars“-Fanartikel schickt. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man geistig schon viel zu erschöpft ist, um das obligate „damit werden die bestimmt reich“ zurückzuschreiben. Dass mit „Star Wars“-Merchandising deutlich mehr Geld gemacht wird als mit den Filmen selbst, ist ja kein großes Geheimnis. George Lucas hatte beim Start der Reihe sogar auf einen Teil der Gage verzichtet – und im Gegenzug die Rechte für Lizenzierungen bekommen. Am Anfang war das auch okay. Als Kind spielte man mit den Plastikfiguren von Luke und Darth Vader, klebte seine Sticker ins Sammelalbum und ließ sich die Filmbücher zum Geburtstag schenken. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem sich das „Star Wars“-Universum über das Kinderzimmer hinauszubewegen begann. Und der Mythos zunehmend bröckelte, ins Lächerliche wankte. Als Erwachsener blickt man nun verwundert bis erschüttert auf immer neue Lizenzprodukte. Der Toaster in Form von Darth Vaders Helm. Das „Rule the Galaxy“-Parfum. Der Regenschirm in Form eines Lichtschwerts. Das Joghurt, von dem Darth Vaders Konterfei lächelt – gut, lächeln kann er nicht. Aber wenn er es mit seiner Maske könnte, wäre es ihm wohl schon vergangen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2017)