"Pitch Perfect 3": Singkreis mit Action-Noten

Pitch Perfect 3
Pitch Perfect 3Universal Pictures
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Teil drei der beliebten A-Cappella-Filmreihe kompensiert Einfallslosigkeit mit konstruiertem Spektakel. Schade: Von der Regisseurin ist man Originelleres gewöhnt. Ab Donnerstag im Kino.

Eine Filmreihe wie „Pitch Perfect“ kann sich eigentlich (fast) alles erlauben. Sie kann glatt und formelhaft sein, gespickt mit Pannen, Gegnern und Konflikten, die direkt aus dem Hollywood-Komödienlehrbuch abgepaust sind, sie kann sich – wenn ihr nichts mehr einfällt – sogar ins Actiongenre retten: Die vielen Fans der Reihe werden Schablonenhaftigkeit wie auch aberwitzige Plotauswüchse verzeihen, solange dabei nur genug gesungen wird. Mit den Eskapaden und Befindlichkeiten singender Schüler befassten sich bereits die Musical-Serie „Glee“ und die Disney-Teenie-Produktion „High School Musical“ äußerst erfolgreich; der erste „Pitch Perfect“-Film (2012) über einen Uni-A-Cappella-Chor aus lauter Außenseiterinnen, die entdecken, dass sie gemeinsam mehr erreichen können als allein, war dann ein Überraschungshit, der von seiner Fortsetzung noch übertroffen wurde.

An den Kinokassen wird wohl auch der neue dritte Teil reüssieren, auch wenn der Charme des ersten „Pitch Perfect“ über die Filme ziemlich verflogen ist. Die Charaktere sind glatter und klischeehafter geworden (die vordergründige Diversität des Chors dient letztlich auch nur komödiantisch verzerrten Stereotypen), die unpassenden Gags ein bisschen passender, und aus den fröhlichen Singkreisen mit Mashups beliebter Popsongs wurden zunehmend bombastische Auftritte mit minutiös einstudierten Choreografien – was zwar ästhetisch gut in eine MTV-Show passen würde, der Handlung entsprechend aber alles andere als glaubhaft ist.

Zumal die Bellas, wie sich die Hobby-Chordamen nennen, zu Beginn ihres dritten Films, dem College entwachsen und ins richtige Leben geworfen, ihre Zeit mit frustrierenden Jobs verbringen statt mit Probenarbeit. Dann kommt das Angebot, auf einer Tour durch US-Militärbasen in Europa die amerikanischen Truppen zu unterhalten – und dabei einen Auftritt im Vorprogramm von DJ Khaled (gespielt von sich selbst) zu gewinnen. So singt sich die Bande durch allerlei nicht näher definierte Städte zwischen Spanien und Italien, ärgert sich über die siegessichere Konkurrenz (darunter eine Vamp-Gruppe namens „Evermoist“) – und wird letztlich in ein kriminelles Unterfangen gestürzt. Faustkampf unter der Diskokugel und explodierende Yacht inklusive.

Regisseurin Trish Sie drehte Musikvideos von OK Go

Dass das alles nicht komplett im Klischeeteich versinkt, ist vor allem Rebel Wilson zu verdanken, die wieder die wunderbar derbe „Fat Amy“ spielt und ihr Körpergewicht mit verblüffender Leichtigkeit in Szene setzt. Eine Begegnung mit ihrem Vater (John Lithgow) setzt Enthüllungen über ihre Vergangenheit in Gang, damit mausert sie sich zur eigentlichen Protagonistin in diesem Film – die bisherige Hauptfigur, die coole, musikalisch ambitionierte Beca (Anna Kendrick), darf zumindest in der Choraufstellung ganz vorne stehen.

Apropos Aufstellung: Mit solchen kennt sich die Regisseurin des Films aus. Trish Sie machte sich mit kreativen Musikvideos für die US-Band OK Go einen Namen: In den Clips, die auf Youtube allesamt virale Aufmerksamkeit erhielten, vollführt die Band etwa einen genial choreographierten Tanz auf Laufbändern, räkelt sich kaleidoskopartig in mintgrünen Anzügen auf einer von unten gefilmten Glasplatte („All Is Not Lost“ auf Youtube: hypnotisierend!) oder bewegt sich in der Schwerelosigkeit – gedreht wurde dafür auf einem Parabelflug. Nach einem Teil der beliebten Tanzfilmreihe „Step up“ ist „Pitch Perfect“ der zweite Spielfilm, den Sie inszenierte: Flott, bunt, durchaus unterhaltsam – aber halt mehr schematisches Popcorn-Kino als originelles Wagnis. Dabei könnte sich „Pitch Perfect“ bestimmt auch so etwas erlauben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2017)

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