Saudi-Arabien: Erstes Kino eröffnet mit "Black Panther"

Zentrum für internationale Kommunikation (CIC), Saudi-Arabien
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Bisher fuhren Saudis stundenlang ins benachbarte Ausland, um neue Filme zu sehen. Nun will das Land am Kinovergnügen seiner Bürger mitverdienen. Zum Einstand gibt es (ausgerechnet) toughe Kriegerinnen.

Zum ersten Mal, seit in den 1980er Jahren Vergnügungen wie öffentlicher Filmgenuss verboten wurden, sperrt im ultrakonservativen Königreich Saudi-Arabien heute, Mittwoch, Abend das erste Kino auf: Das Haus der US-Kette AMC wird mit einer Vorführung des Marvel-Superheldenblockbusters "Black Panther" eröffnet.

Das Kino befindet sich im King Abdullah Financial District, in einem modernen, ursprünglich als Symphoniekonzerthalle gedachten Glasbau, der größte Saal hat 500 Ledersitze auf mehreren Ebenen. Es soll nicht das letzte Kino des Landes bleiben: Bis 2030 soll es 350 Häuser mit über 2500 Leinwänden geben, das Königreich erwartet jährliche Ticketverkäufe in der Höhe von rund einer Milliarde US-Dollar.

Zentrum für internationale Kommunikation (CIC), Saudi-Arabien

Die Entscheidung zur Legalisierung hat denn auch vor allem wirtschaftliche Gründe: Mit dem umfassenden Reformprogramm "Vision 2030" will das Königreich nicht nur moderner und liberaler werden - so dürfen Frauen bald Auto fahren - sondern sich auch unabhängiger von den Einnahmen aus den staatlichen Ölvorkommen machen. Im Vergnügungssektor wäre dabei einiges zu holen: Die Liebe für Filme ist in der jungen Bevölkerung Saudi-Arabiens groß, was die hohe Nutzung von Streamingdiensten zeigt. Derzeit geben Saudis einer Studie zufolge 30 Milliarden Dollar pro Jahr für Entertainment und Tourismus in den Nachbarstaaten aus; für Kinobesuche nehmen sie stundenlange Autofahrten nach Dubai oder Bahrain in Kauf.

"Black Panther" mit "saudischen Werten"

Dass zur Kinoeröffnung ausgerechnet "Black Panther" gezeigt wird, in dem Frauen mitunter als toughe Kriegerinnen porträtiert werden und von einem abgeschotteten, innerlich aber hoch entwickelten und hypermodernen Königreich erzählt wird, mag kurios wirken. Der Film sei die perfekte Wahl, argumentiert hingegen der Nachrichtensender al-Arabiya (der im Besitz saudischer Investoren ist und als pro-saudisch gilt) auf seiner Webseite: "Black Panther" sei reich an Kultur. tiefgründig und zudem sehr familienorientiert, heißt es da, seine moralischen Werte ("Mut, Opferbereitschaft, Ehre, Familie und Patriotismus") würden jenen der saudischen Gesellschaft entsprechen.

Saudische Normalbürger können das aber erst ab Mai überprüfen: Die ersten Vorstellungen im neuen Kino sind für Gäste mit persönlicher Einladung bestimmt.

"Die Wiedereröffnung der Kinos wird (... ) dazu beitragen, die lokale Wirtschaft anzukurbeln, indem private Haushalte mehr für Unterhaltung ausgeben werden, während gleichzeitig die Schaffung von Arbeitsplätzen im Königreich unterstützt wird", wird Kultur- und Informationsminister Dr. Awwad Alawwad in einer Aussendung zitiert. "Ich bin mir sicher, dass die Saudische Bevölkerung sehr gespannt darauf ist, ihre Lieblingsfilme hier in ihrem eigenen Land sehen zu können."

(Red.)

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