Film: Das Halal-Fleisch ist hier allen wurscht

Die Komödie „Halaleluja“ über einen muslimischen Schlachthof zündet nicht: zu verwässert, zu beliebig.

Als „Culture-Clash-Komödie“ und „fleischgewordene Völkerverständigung“ wird der irische Film „Halaleluja“ im Pressetext angepriesen – nur fehlt der Clash, und für eine treffende Komödie ist die Geschichte um einen jungen Mann ohne Ziel im Leben, der auf Drängen seines strengen muslimischen Vaters einen Halal-Schlachthof in einem heruntergewirtschafteten irischen Küstenkaff eröffnen soll, zu wenig abgehangen.

Dabei hätte so eine Idee sicher Potenzial: Regisseur Conor McDermottroe hörte einst in einem Pub in seinem Heimatort Sligo, wo auch gedreht wurde, die Leute feiern – weil durch die Umstellung auf Halal-Fleisch der örtliche Schlachthof wieder aufleben würde. Weil in McDermottroes Drehbuch eigentlich niemand ein Problem mit der muslimischen Schlachtpraxis hat, streut er ein paar konstruierte, sehr oberflächliche kulturelle Reibereien als Gags ein und verwässert die Handlung, indem er zugleich ein Vater-Sohn-Emanzipationsdrama, eine Landromanze und eine Jugend-sucht-Sinn-Story mit krisentrotzender „Gemeinsam geht alles“-Machermoral erzählen will. Im Zentrum dieser holprigen Mischung steht der 21-jährige Ragdan (Nikesh Patel), der – zusätzlich zur Sache mit dem Schlachthof – durch vorhersehbare romantische Komplikationen mit seiner Freundin Maeve (Eifersucht! Missverständnis! Repeat!) lavieren muss.

Beschäftigung mit dem Islam wird dabei tunlichst vermieden; was halal bedeutet, ist ohnehin kein Thema. Beim Versuch, die multikulturellen Dorfbewohner als harmonierende, gleichermaßen am Rand der Gesellschaft stehende Verlierertypen zu zeichnen, kam ihnen auch jede Distinktion abhanden: Der muslimische Onkel, der zum Sex ein Nietenhalsband anlegt, Ragdans surfende Kifferfreunde, die psychisch labilen Arbeitslosen des Dorfs wirken alle gleich blass und beliebig. Schön, dass hier so viel Toleranz gezeigt wird – doch „gut gemeint“ macht noch keinen guten Film.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2018)

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