Viennale: 56. Ausgabe mit neuer Chefin und neuem Flamingo

Die aus Bologna stammende Sangiorgi bei der heutigen Pressekonferenz.
Die aus Bologna stammende Sangiorgi bei der heutigen Pressekonferenz.(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Eva Sangiorgi gab ersten Ausblick auf das erste Festival unter ihrer Leitung. Was wird man vom 25. Oktober bis 8. November sehen?

Mit neuem Kopf an der Spitze und mit kopflosem Motiv geht die Viennale ab 25. Oktober in ihre 56. Ausgabe: Die neue Festivalleiterin Eva Sangiorgi lüftete am Freitag traditionell ein wenig den Vorhang und servierte in einer Präsentation erste Appetithappen. Dazu gehört auch das neue Festivalmotiv: der Torso eines Flamingos, der von einem sanft adaptierten Layout umspielt wird.

Eine leichte Adaptierung gibt es nicht nur beim Layout, sondern auch dem Standort für das Festivalzentrum. So bleibt man zwar im Museumsquartier, zieht dort aber in die Halle 2 um. Untertags soll es dort vermehrt Gespräche und Lesungen geben, während abends wieder Konzerte, Partys und DJ-Lines angesetzt sind.

Radikaler fällt da die Neuerung in der Programmgestaltung aus, wird die dezidierte Unterscheidung in Spiel- und Dokumentarfilm doch wie bereits angekündigt aufgegeben. Sie verspreche sich dadurch eine Öffnung durch die Abkehr von überholten Kategorisierungen, so die vom mexikanischen Festival Ficunam geholte Sangiorgi, die ihre Präsentation auf Englisch absolvierte, "weil ich derzeit noch wesentlich mehr Filme schaue als Deutsch zu lernen".

Lav Diaz, Jean-Luc Godard und Adina Pintilie

Dabei gab die 40-jährige Italienerin auch bereits einige Filme ihrer Debüt-Viennale bekannt. Der philippinische Regisseur Lav Diaz ist mit seinem neuen, fast vierstündigen Musical "Ang Panahon Ng Halimaw" ebenso vertreten wie Veteran Jean-Luc Godard mit seinem in Cannes gezeigten "Livre D'Image". Jafar Panahis neuer, trotz Berufsverbot im Iran erstellter Film "3 Faces" wird ebenso gezeigt wie der sexuell explizite Berlinale-Gewinner "Touch Me Not" der Rumänin Adina Pintilie oder Dominga Sotomayors jüngst in Locarno mit dem Regiepreis geehrtes autobiografisches Projekt "Tarde Para Morir Joven".

Und nicht zuletzt hat auch der österreichische Film seinen Raum auf der Viennale. So wird Sudabeh Mortezais "Joy" nach der Weltpremiere bei den Giornate degli Autori in Venedig seine Österreichpremiere am Festival feiern. Und Markus Schleinzers Historienbiografie "Angelo", der in Toronto Welt- und in San Sebastian Europapremiere feiert, kommt im Anschluss nach Wien.

Alte Hollywoodproduktion mit kleinem Budget

In der traditionellen Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum widmet man sich heuer dem "B-Film". So rückt man von 26. Oktober bis 5. Dezember 52 Werke der Hollywoodproduktion mit kleinem Budget zwischen 1935 und 1959 in den Fokus. Dabei fungiert die Kinoinstitution heuer erstmals auch als neuer offizieller Festivalstandort und zeigt Werke des regulären Programms. Und vom Filmarchiv Austria wird die Schiene "Surviving Images" kuratiert. In zwölf Programmen widmet man sich dabei dem jüdischen Leben im deutschsprachigen Stummfilm.

Bei den Retrospektiven gibt es mit einem Fokus auf Roberto Minervini unter dem Titel "The Other Side of Contemporary Italian Cinema" einen Blick auf das unabhängige Filmschaffen der Heimat der neuen Viennale-Chefin, während mit "Freiheit und Flexibilität" das Oeuvre des Franzosen Jean-Francois Stevenin beleuchtet wird. Beide Regisseure werden dafür persönlich in Wien erwartet. Und auch dem 1996 verstorbenen argentinischen Filmemacher Jorge Acha widmet man sich ausgiebig.

"Ein paar Wege für die Zukunft"

"Ich hoffe, dass wir eine neue Energie mit Ihnen teilen können", zeigte sich die neue Viennale-Chefin frohgemut. Sie fühle sich mittlerweile bereits mit beiden Beinen in Wien verankert, unterstrich sie gegenüber der APA. Die Festivaldirektorin kam vor rund fünf Monaten in der Bundeshauptstadt an. Zugleich sei es natürlich bei allem Engagement nicht möglich, eine ganze Viennale in dieser Zeit komplett zu formen. "Wir zeigen heuer also ein paar Wege für die Zukunft auf", so die aus Norditalien stammende Sangiorgi. Die erste "echte" Sangiorgi-Viennale wird es somit also 2019 geben.

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