Dürfen diese Darsteller Schwule spielen?

Jake Gyllenhaal und Heath Ledger waren nicht schwul – und überzeugten 2005 doch als verliebte Schafhirten in „Brokeback Mountain“. Ihre Besetzung würde heute wohl einen Sturm der Entrüstung entfachen.
Jake Gyllenhaal und Heath Ledger waren nicht schwul – und überzeugten 2005 doch als verliebte Schafhirten in „Brokeback Mountain“. Ihre Besetzung würde heute wohl einen Sturm der Entrüstung entfachen.FOCUS FEATURES / Mary Evans
  • Drucken

Nur Transsexuelle dürften transsexuelle Rollen spielen, nur Lesben lesbische, postulieren Aktivisten – und hoffen, dadurch mehr Diversität im Filmgeschäft durchzusetzen. Dass Schauspieler eben spielen, lassen sie nicht gelten.

Als Disney Mitte August verkündete, wer im Abenteuerfilm „Jungle Cruise“ die ersten offen schwule Disney-Figur spielen würde, gingen in den sozialen Medien die Wogen hoch. Der britische Komiker Jack Whitehall ist nämlich heterosexuell. Ähnliche Wellen des Unmuts schwappten über Scarlett Johannson: Sie hätte in „Rub & Tug“ einen Transgendergangsterboss darstellen sollen – und gab die Rolle schließlich zurück. Auch die Wahl der Schauspielerin für die lesbische, jüdische Superheldin in der Serie „Batwoman“ erregte Ärger auf Twitter. Nicht nur, weil Ruby Rose keine Jüdin ist. Vor allem, so die Kritik, sei sie „nicht lesbisch genug“ für die Rolle – obwohl sie seit ihrem zwölften Lebensjahr offen lesbisch lebt. Die Kommentare gingen so weit, dass Rose ihren Account löschte.

Das wirft Fragen auf: Seit wann soll eine Schauspielerin persönlich repräsentieren, was sie auf der Leinwand darstellt? Schauspielern besteht doch darin, in Rollen zu schlüpfen, die von der eigenen Person manchmal weit entfernt sind. Dass Glaubwürdigkeit keine Sache der Identität ist, zeigt die Filmgeschichte unmissverständlich: Heath Ledger und Jake Gyllenhaal mussten nicht schwul sein, um in „Brokeback Mountain“ als verliebte Schafhirten zu überzeugen. Daniel Day-Lewis nicht gelähmt, um in „Mein linker Fuß“ virtuos die Pein eines in seinem Körper gefangenen Malers darzustellen. Womöglich hätten das auch Betroffene gekonnt, doch ob diese Filme ohne solche Stars ihr Publikum gefunden hätten – und ob sie überhaupt produziert worden wären –, ist zweifelhaft.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.