Österreich nominiert "Waldheims Walzer" für Auslandsoscar

Szene aus "Waldheims Walzer".
Szene aus "Waldheims Walzer".(c) Ruth Beckermann Filmproduktion
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Hat der Film von der Verdrängung nationaler Schuld Chancen, im Februar in Hollywood zu reüssieren? Es geht weniger um Waldheim als um die Frage, wie er inszeniert wurde.

Am Montag entschied die FAMA-Jury, die sich aus Vertretern der Filmwirtschaft und Filmschaffenden zusammensetzt, dass der Essayfilm "Waldheims Walzer" ins Rennen um den Auslandsoscar gehen wird. Darin rollte Ruth Beckermann den Fall Waldheim neu auf – als persönliche Vermessung seiner medialen Fußabdrücke. Spannend jedenfalls, bildet die Causa doch eine Zäsur im heimischen Geschichtsverständnis: Einerseits ist sie ein Zeugnis der Verdrängung, andererseits auch der Anfang einer verstärkten Auseinandersetzung mit der Eigenverantwortung in der NS-Zeit.

Kann ein solch österreichspezifischer Film reüssieren? Erst am 22. Jänner wird bekanntgegeben, welche Werke es auf die Liste der tatsächlich für den Auslandsoscar nominierten Filme geschafft haben. Sollte Beckermanns Essay dies gelingen, könnte er am 24. Februar bei der Oscarverleihung aufgerufen werden.

Montage mit Kontrastierungen

Im Fokus des Films, der im Februar bei der Berlinale Premiere feierte und der am 5. Oktober in den österreichischen Kinos startet, steht übrigens "weniger Waldheim selbst als die Frage, wie er von sich und anderen ins Bild gesetzt wurde", schreibt "Presse"-Kritiker Andrey Arnold. Und zwar in Interviews und Reportagen, Anklagen und Verteidigungen. Die Montage bedient sich verschiedensten Archivmaterials und arbeitet viel mit Kontrastierungen: Waldheim, die „moralische Autorität“ der Vereinten Nationen, trifft auf Waldheim, den pikierten Patrioten in Abwehrhaltung. Ihr Film sei die „Analyse eines Lehrbeispiels“, wie man mit Hetze und Ressentiments Wahlkampf betreiben kann, sagte Beckermann im Februar.

(rovi)

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