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Vorführung von Doku über Feine Sahne Fischfilet nach Drohung abgesagt

"Wildes Herz" kam im April ins Kino
"Wildes Herz" kam im April ins Kino(c) polyfilm
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Eine Vorführung der Doku „Wildes Herz“ über die linke Punkband Feine Sahne Fischfilet musste abgesagt werden, nachdem das Kino massiv bedroht wurde. Die Band ist Rechtsradikalen ein Dorn im Auge.

Am Mittwoch hätte in Bad Schwartau in Schleswig-Holstein in Norddeutschland im Rahmen der „Schulkinowochen“ eine Doku über die linke Punkband Feine Sahne Fischfilet gezeigt werden sollen. Doch die Vorstellung wurde abgesagt, nachdem eine Mail mit massiven Drohungen an das Kino und eine Schule eingegangen ist. Der deutschen „taz“ zufolge werde in dem Schreiben gedroht, dass die als „Volksverräter“ bezeichneten Besucher mit „7,62 mm Vollmantelgeschossen aus Sturmgewehren“ erschossen würden sowie das Kino mit Sprengstoff in die Luft gejagt werden würde. Die Absender gaben sich als „Enkel von Adolf Hitler“ aus.

In dem preisgekrönte Dokumentarfilm "Wildes Herz" erzählt Schauspieler Charly Hübner die Geschichte von Feine Sahne Fischfilet, insbesondere von Frontmann Jan "Monchi" Gorkow. Die Gruppe aus Mecklenburg-Vorpommern zählt zu den erfolgreichsten Punkbands Deutschlands. Sie engagiert sich seit Jahren - vor allem auch in der ostdeutschen Provinz - gegen Fremdenfeindlichkeit und war auch beim großen "Wir sind mehr"-Konzert in Chemnitz dabei und wetterte dort vor Zehntausenden gegen das "Abhitlern".

Einknicken vor der rechten Szene?

Wegen ihres politischen Engagements wird sie von Rechtsradikalen angefeindet und bedroht. So wurde ein geplantes Konzert von Feine Sahne Fischfilet Ende Oktober anlässlich des Bauhaus-Jubiläums abgesagt. Rechte Gruppierungen hatten zuvor im Internet zum Protest aufgerufen.

Die Absage war als Einknicken vor der rechten Szene kritisiert worden. Kulturschaffende und Architekten protestieren mit einem Offenen Brief gegen die Konzert-Absage. Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) hatte dagegen die Absage verteidigt. Dem Radiosender MDR Kultur sagte Robra, eine politische Konfrontation sei mit dem Bauhaus nicht vereinbar.

Das Bauhaus habe den Rechtsextremen keine Kulisse für Proteste bieten wollen, begründete Claudia Perren, Direktorin des Bauhaus Dessau, ihre Entscheidung. Außerdem sei ihr das Risiko einer Eskalation zu groß gewesen. Sie sprach von Kommunikationsschwierigkeiten. Die Pressesprecherin wurde daraufhin freigestellt.

3sat zeigt Ersatzkonzert

Feine Sahne Fischfilet trat stattdessen in der Alten Brauerei in Dessau auf. Die Karten für das Konzert waren in kürzester Zeit vergriffen. Das ZDF zeigt den Auftritt am 1. Dezember auf 3sat.

„Wildes Herz“ war in Österreichs Kinos ab Anfang Juni zu sehen. Die Doku wurde von der Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet.

Vor einigen Jahren war die Band wegen Texten, die als Gewaltaufrufen gegen Polizisten interpretiert wurden, im Verfassungsschutzbericht von Mecklenburg-Vorpommern genannt worden. Im Verfassungsschutzbericht taucht ihr Name seit einigen Jahren nicht mehr auf.

>> Bericht in der „taz“

(Red./APA/dpa)

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