Förderung

Der Zank der Filmfestivals

Tatsächlich mussten zuletzt einige Filmfestivals abgesagt werden.
Tatsächlich mussten zuletzt einige Filmfestivals abgesagt werden.(c) Clemens Fabry
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Die Wiener Filmfestivals streiten sich um die öffentlichen Zuschüsse. Manche haben schon aufgegeben.

Einen „Leichenschmaus“ nannten die Direktoren von Let's CEE nicht allzu scherzhaft ihre Pressekonferenz: Das auf zentral- und osteuropäische Filme spezialisierte Festival wird heuer nicht stattfinden. Das zugesagte Fördergeld sei zu gering, um ein Programm mit über 180 Filmen zu bestreiten. „Man will ein Festival mit unserem Schwerpunkt in Wien offenbar nicht haben“, sagte Magdalena Żelasko; ausgerechnet in einem Jubiläumsjahr, 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, 15 Jahre nach der EU-Osterweiterung. 50.000 Euro wurden von der Stadt Wien und dem BKA in Aussicht gestellt. Co-Direktor Wolfgang P. Schwelle: „Mit diesem Geld kann man ein Festival wie unseres nicht einmal veranstalten, wenn wir es komplett ehrenamtlich organisieren würden.“

Das ist auch einer der Knackpunkte, warum es für kleinere Festivals immer schwerer wird: Bei Let's CEE helfen an die 100 Freiwillige mit, die etwa Karten abreißen oder Ehrengäste betreuen. Seit 2017 gilt bei der Filmfestivalförderung der Stadt Wien ein neues System, laut dem Festivals ihren Mitarbeitern eigentlich faire Löhne zahlen müssten. Das hatte auch der Filmfestival-Interessenverband FÖFF gefordert. Das Problem: Die Festivals werden damit teurer, doch das Förderbudget blieb, wie es war (ca. 720.000 Euro, dazu 1,5 Millionen für die Viennale). Daraus folgt eine Umverteilung auf – wie die Festivals monieren – ohnehin niedrigem Niveau. Vor allem kleinere, von ehrenamtlicher Arbeit abhängige Festivals würden dadurch ausgehungert, kritisiert Schwelle.

Tatsächlich mussten zuletzt einige Filmfestivals abgesagt werden: Das Identities, das Filme mit LGBT-Fokus zeigt, das Musikfilmfestival Poolinale und das sommerliche Kino unter Sternen (für das heuer noch ein Nachfolgeprojekt gefunden werden könnte). Solidarität in der Festivalszene vermissen die Let's-CEE-Direktoren aber. Dem FÖFF, aus dem sie inzwischen ausgetreten sind, werfen sie vor, die Umverteilung durch Intrigen und Diffamierungen zu unterstützen – was dieser als „absurd“ abstreitet. Von den Fördergebern, denen sie Intransparenz vorwerfen, fühlen sie sich diskriminiert: Sie bekämen nur einen Bruchteil des Geldes, das andere Festivals bezogen auf Besucheranzahl oder Filmvorführungen erhalten. Doch auch die anderen bekämen „beschämend wenig“, räumen sie ein. Heuer wird es wohl etwas mehr sein: Wem das „frei gewordene“ Geld zugeteilt wird, wird sich weisen. (kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2019)

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