Zwei Dokus beschäftigen sich mit Missbrauchsvorwürfen gegen Popstars. „Surviving R. Kelly“ klagt den Star an, „Leaving Neverland“ zeichnet ein Porträt der Opfer.
Er ist der Teufel. Sagt eine, die es wissen muss, zumindest in der Logik dieser Dokumentation. Es ist die Exfrau von R. Kelly, sie erzählt, wie ihr das Neugeborene aus den Händen geglitten ist, als sie von den Vorwürfen gegen ihren Mann erfuhr. Wie charmant er anfangs gewesen sei, wie gewinnend, fürsorglich, und dass erst nach und nach seine andere Seite zum Vorschein gekommen wäre, seine übergriffige, kontrollierende, gefährliche: „Teufel, Teufel, Teufel“, hören wir im Echo.
Ja, „Surviving R. Kelly“ setzt viel auf Sound-Effekte – etwa düsteres Grollen im Hintergrund, wenn die Tante jener 14-Jährigen zu Wort kommt, die angeblich auf einem immer noch illegal verkauften Sex-Tape mit dem Sänger zu sehen ist: Er uriniert in ihren Mund. Oder bedrohliches Trommeln, wenn eine junge Frau erzählt, dass der Popstar sie zum Sex mit einer anderen Frau gezwungen habe – beide waren damals minderjährig, die eine noch nicht einmal 15 Jahre alt.
Diese Aussagen sind, genauso wie die Erinnerungen von ehemaligen Mitarbeitern und Weggefährten R. Kellys, brisant genug. Aber statt sich darauf zu verlassen und sich um Stringenz zu bemühen, werden heftige Aussagen mehrmals wiederholt, am Ende jeder Folge wird, als handle es sich um eine Soap-Opera, mit Cliffhangern gearbeitet. Und wenn R. Kelly in einem Interview auf die Frage, ob er denn jemals etwas mit Teenagern gehabt hätte, nachfragt: „Von welchem Alter reden wir da genau?“, wird das als Schuldeingeständnis gewertet. Kein Trick ist zu reißerisch, wenn es darum geht, klarzustellen: R. Kelly ist schuldig. Der Teufel eben. Und er gehört vor Gericht.