„Apocalypse Now“ und der schwere Schritt zum letzten Schnitt

Tauchen im Grauen: Martin Sheen als Captain Willard in Francis Ford Coppolas Film „Apocalypse Now“, das nun als „Final Cut“ gezeigt wird, in Wien im Megaplex Gasometer.
Tauchen im Grauen: Martin Sheen als Captain Willard in Francis Ford Coppolas Film „Apocalypse Now“, das nun als „Final Cut“ gezeigt wird, in Wien im Megaplex Gasometer. [Constantin]
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Zum 40-jährigen Jubiläum läuft „Apocalypse Now“ wieder in den Kinos: als „Final Cut“. Ob es diesmal wirklich dabei bleibt? Ein Blick in die Filmgeschichte zeigt, dass kein noch so etablierter Klassiker gegen Adjustierungen gefeit ist.

Im April dieses Jahres fand sich Francis Ford Coppola in einem New Yorker Kino ein, um die jüngste Fassung seines Vietnamkriegsklassikers „Apocalypse Now“ (1979) vorzustellen. Lange war daran getüftelt, viel Arbeitszeit investiert worden. Wieder sang Jim Morrison vor Napalmkulisse: „This is the End.“ Jetzt aber wirklich – denn der Untertitel lautet unzweideutig „Final Cut“. Definitiver geht's nicht. Und trotzdem lässt sich eine Restskepsis nicht abschütteln. Denn Cineasten wissen: Letzte Schnitte sind reine Fiktion.

Davon zeugt „Apocalypse Now“ selbst. 1979 fügte sich Coppola kommerzieller Bringschuld und kürzte seinen phantasmagorischen Dschungelbilderwust aus Angst vor Publikumsüberforderung auf 153 Minuten. 2001 präsentierte er in Cannes eine rehabilitierte „Redux“-Version, die knapp eine Stunde länger ging: angereichert mit allerlei Abschweifungen, die bei weitem nicht jeden begeisterten. Jetzt, nach weiterer Bedenkzeit (und der Auffindung verschollener Tonspuren), meint er, die perfekte Kompromiss-Version parat zu haben.

Sie dauert „nur“ 183 Minuten – und wird dank digitaler Rundumrestaurierung pünktlich zum 40-jährigen Jubiläum weltweite Kinorunden machen. Jeder neue letzte Schnitt ist auch ein Anlass für frische Tantiemen. Klar: Eingedenk Coppolas Alter ist anzuzweifeln, dass er noch einmal Hand an sein Opus magnum legt. Doch Tandler, die kulturell wertvolle Altwaren neu verpacken, finden sich immer. Seit einiger Zeit kursiert im Internet eine fünfstündige Arbeitskopie von „Apocalypse Now“. Nicht auszuschließen, dass auch sie eines Tages in Kinos landet.

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