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Neu auf Netflix, Amazon & Co.: Hunde und Killerclowns, jetzt im Wohnzimmer

Indian Paintbrush
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Bis ein Kinofilm digital verfügbar ist, vergehen oft viele Monate. Auf diese sechs Streaming-Starts haben wir gewartet: Geschichten aus Japan und der Kanalisation, von abgestumpften Rettern und mutigen Kindern.

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Shoplifters

Japanisches Familienporträt
Zu sehen auf Amazon

Ein Vater mit seinem Sohn auf Diebestour im Supermarkt ums Eck. Sie sind gut aufeinander eingespielt, der Bub lässt Süßigkeiten in den Rucksack gleiten, während der Vater ihn vor neugierigen Blicken abschirmt, keiner schöpft Verdacht. Auf dem Heimweg bleiben sie noch bei einer Straßenküche stehen und kaufen sich zur Belohnung ein paar Kroketten. Gut sind die! „Ach“, sagt der Sohn, „jetzt habe ich das Shampoo vergessen.“ „Macht nichts“, so der Vater, „das holen wir beim nächsten Mal.“ Und sie lachen in sich hinein.

Was für eine eigenartiges Gespann, das Regisseur Hirokazu Koreeda uns da zeigt. Und es wird noch eigenartiger. Die beiden lesen ein Mädchen auf, das in Eiseskälte auf den Balkon gesperrt wurde, und bringen es bzw. entführen es in ihr ärmliches Zuhause, wo Mama und Schwester und Oma warten, nur dass irgendwann nicht mehr so ganz klar ist: Ist das wirklich die Mama? Wirklich die Oma?

„Shoplifters“ ist ein tastender Film, der eine Familie porträtiert, die ganz anders ist als andere Familien und dann doch wieder so ähnlich. Er zeigt, was sie zusammenhält, aber auch die Bruchlinien, ohne Moral, aber mit viel Liebe, und wurde dafür mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnet. (best)

Es

Das erste Kapitel des Horrorclowns
Zu sehen auf Netflix

Außenseiter zu sein, ist schlimm genug. Vor allem in einer Kleinstadt wie Derry, in der böse Rowdys besonders leicht und ungestraft auf Schwächere einschlagen können. Wenn dann auch noch ein kinderfressendes Monster, das bevorzugt in der Gestalt eines Killerclowns auftaucht und sich von den Ängsten seiner Opfer nährt, die Stadt unsicher macht, ist der Horror perfekt: In der zweiten Verfilmung von Stephen Kings Kultroman setzt Regisseur Andy Muschietti auf digital generierte Schockeffekte, arbeitet aber auch den Retro-Grusel und das Kolorit der 1980er Jahre heraus. Und neben dem Horrorzirkus funktioniert „Es“ auch als bewegende Coming-of-Age-Geschichte über Kinder, die lernen, sich gemeinsam gegen Schikanen zu wehren und ihre Ängste zu überwinden. Im zweiten Teil, der gerade im Kino läuft, geht die Geschichte weiter. (kanu)

Isle of Dogs

Wes Andersons Hundeabenteuer
Zu sehen auf Sky

Eine zerrissene Flagge im Wind, ein perfekt symmetrischer Blick über eine desolate, von hohem Gras fast verschluckte Golfanlage – und dann fünf zottelige Hunde, die sich ihren Weg durch die ganze Einstellung bahnen und dabei eloquent über ihre Ernährung reden: Die Detailfreude, die erzählerische Unschuld und die präzise, diverse Inspirationen aufs Ausgeklügeltste verbindende Ästhetik, für die Wes Anderson bekannt ist, erreicht im Animationsabenteuer „Isle of Dogs“ einen Höhepunkt. Schauplatz ist ein fiktives Japan: Der vife Bub Atari stiehlt sich auf eine verlassene Insel, auf die ein machthungriger Bürgermeister alle Hunde verbannt hat – auch Ataris Liebling und Beschützer (mit Headset!) Spots. Eine rasante, sehr verspielte Befreiungsjagd, in der die Hunde Englisch sprechen, die Menschen weitgehend japanisch. (kanu)

Blade Runner 2049

Überwältigende Sci-Fi-Fortsetzung
Zu sehen auf Netflix und Sky

Ridley Scotts „Blade Runner“ (1982) ist ein Science-Fiction-Klassiker, geprägt von Dekadenz und Leuchtreklamen. In der Fortsetzung (mit Ryan Gosling und Harrison Ford) erweitert Regisseur Denis Villeneuve die Ursprungsidee – Androiden als Sklaven der Menschheit – zu einem verschachtelten Epos, das von der Ununterscheidbarkeit zwischen Mensch und Maschine erzählt. Die Ästhetik des Films ist überwältigend: Diese Welt ist befremdlich und anziehend zugleich. (m.t.)

Colette

Befreiung einer Ghostwriterin
Zu sehen auf Amazon

Die französische Autorin Colette schrieb Ende des 19. Jahrhunderts mehrere „Claudine“-Romane – als Ghostwriterin für ihren Ehemann. Erst nach der Trennung hatte sie unter ihrem eigenen Namen Erfolg, und auch ihr Leben wurde legendär. Sie lebte einige Jahre mit der Männerkleider tragenden Künstlerin Mathilde de Morny zusammen. Der US-Regisseur Wash Westmoreland hat ihr Leben verfilmt – als Befreiungsgeschichte eines Landmädchens, gegossen in schöne Bilder (und mit einer wie meist allzu glatten Keira Knightley in der Hauptrolle). Ein zylinderreicher Kostümfilm aus den Salons der Belle Époque, gespickt mit Landhausidylle. (sim)

A Beautiful Day

Ein brutaler Held
Zu sehen auf Sky

Die schottische Regisseurin Lynne Ramsay zeichnet in ihrem impressionistischen Thriller (der im Original „You Were Never Really Here“ heißt) das Bild eines Mannes (Joaquin Phoenix), der junge Frauen aus den Klauen von Menschenhändlern befreit – und den die omnipräsente Gewalt emotional entkernt hat. (and)

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