"Leergut" neu im Kino: Alter ohne Ruhestand

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Das milde Lustspiel „Leergut“ von Sverák und Sverák: Tschechiens erfolgreichster Film. Ab Freitag.

Sie werde ihm von den neuen Pillen geben, die machen nicht abhängig, verspricht eine Kollegin dem vor der Pensionierung stehenden Lehrer Josef (Zdenek Sverák). Was diesen so erregt, dass er sich für Medikation interessiert, sieht man gleich: Er will seinen Schülern aus dem Werk des Poeten Jaroslav Vrichlický – insgesamt „immerhin anderthalb Meter von einem Ende des Buchregals zum anderen“ – nur vier Zeilen näherbringen. Vergebens. Den Störenfried stellt Josef unter pädagogisch zweifelhaftem Einsatz eines nassen Schwammes ruhig...

Fast nostalgisch mutet der Pauker-Humor an: Leergut, der neue Film des tschechischen Regisseurs Jan Sverák, der mit Papa Zdenek als Autor-Hauptdarsteller etwa den Auslandsoscarsieger 1996, Kolja, drehte, ist ein minder ambitionierter Eintrag in seine tragikomische nationale Feldforschung.

Die Handlung ist absehbar: Der pensionierte Josef, ein alter Schwerenöter und sanfter Querulant, weigert sich, in den Ruhestand zu treten. Nach Misserfolg als Fahrradbote (Gipsfuß) landet er in der Leergutannahme eines Supermarkts. Sein (allzu) menschlicher Umgang mit Kundinnen weckt Misstrauen der Gattin, den Abgesang auf das Menschliche liefert unvermeidlicher Stellenabbau via Leergutmaschine.

Da ist der Griesgram längst wieder lebensfroh, was großteils lieblich, aber mit ein paar Wendungen zu viel ausgemalt wird. Vater und Sohn Sverák setzen – bis in Josefs etwas gar altherrische erotische Träume von willigen Schaffnerinnen – auf Humor tschechischer Tradition, der zu Groteske, Melancholie und verschmitzter Verwicklungswitzelei neigt. Für Sympathiewerte sorgt der unangestrengte Zugang zum Thema Älterwerden.

Daheim erfolgreicher als Hollywood

Verblüffend an Leergut ist nur der Kassenrekord, den er daheim in Tschechien erzielte: Er ließ Hollywood-Blockbuster wie Shrek oder Fluch der Karibik hinter sich, vor allem, indem er das ältere Publikum wieder ins Kino lockte. Sverák (jun.) führt das auf die Selbstbezüglichkeit seiner Gesellschaft zurück. So erinnert Leergut als Werk ähnlich (mittel-)mäßiger künstlerischer Ambition wie Österreichs – vor dem Preis vom Publikum nicht so begehrter – Auslandsocarsieger auch an das Imageproblem des österreichischen Films. hub

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2008)

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