Salzburg: Requiem mit Pferdeballett

 Musiker und Musik im Hintergrund: Intendant und Dirigent Marc Minkowski konnte mit seinen Musiciens du Louvre in der Salzburger Felsenreitschule die Botschaft von Mozarts „Requiem“ auch nicht wirklich vermitteln.
Musiker und Musik im Hintergrund: Intendant und Dirigent Marc Minkowski konnte mit seinen Musiciens du Louvre in der Salzburger Felsenreitschule die Botschaft von Mozarts „Requiem“ auch nicht wirklich vermitteln.(c) ISM/Matthias Baus
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Bei seiner letzten Mozartwoche holte Intendant Marc Minkowski abermals die Académie équestre de Versailles in die Felsenreitschule. Das Ergebnis überzeugte kaum.

Schon für die Mozartwoche 2015 hatte Marc Minkowski die Pferde und Reiter der Académie équestre de Versailles in die Felsenreitschule geladen, um zu Klängen der Mozart-Kantate „Davide penitente“ ihre hohe Kunst zu zeigen. Eine mehr auf die Brillanz der Reiter und ihrer Pferde als auf die Musik zielende Produktion, die – bei aller Kritik im Detail – ein großer Publikumserfolg war. Das sollte bei Minkowskis letzter Mozartwochen-Intendanz die krönende Fortsetzung finden. Und warum nicht mit einem der größten Meisterwerke des Genius Loci, mit dessen Requiem? Die Idee ist nicht so abwegig, wie sie auf den ersten Blick wirken mag: Denn in vielen Kulturen wird der Geist eines Verstorbenen von einem Pferd ins Jenseits geleitet.

Die Frage ist nur, wie man dieses Thema so umsetzt, dass es beidem gerecht wird: den Vorstellungen der Musik und dem außerordentlichen artistischen Können, das die französische Elitetruppe auch diesmal gezeigt hat. Mit Figurenkombinationen, zu denen sich Choreograf Bartabas, der selbst einen kurzen Auftritt bei Mozarts einleitend gespieltem „Miserere“ (KV 85) hatte, vornehmlich durch die Rhythmik von Mozarts Totenmesse inspirieren ließ – selbst wenn manches kaum mehr als angedeutet schien. Minkowskis Vorstellung, mit dieser Szenerie zu demonstrieren, dass Mozarts Requiem weniger eine Musik des Abschieds als ein Credo an ein künftiges Leben im Licht ist, blieb allerdings ein unerfüllter Traum. Nicht nur, weil erneut das bildliche Element zu sehr im Vordergrund stand und die Musiker in den meist rot bestrahlten Arkaden der Felsenreitschule schon optisch weniger präsent waren. Sondern vor allem, weil er diese Botschaft mit seinen Musiciens du Louvre, dem Salzburger Bachchor und einem von Genia Kühmeier und Elisabeth Kulman dominierten Solistenquartett nicht annähernd so aufregend, artikulationsklar und bewegend vermitteln konnte wie im Vorjahr Sir John Eliot Gardiner mit seinen fabelhaften Ensembles.

Subtile Klanglichkeit zählt auch nicht zu den Faibles des spanischen Dirigenten Pablo Heras-Casado, wie er bei seinem Konzert im Großen Saal des Mozarteums mit dem Mozarteumorchester Salzburg bei drei von Haydns „Londoner Symphonien“ – der „Paukenschlag“-Symphonie, „The Miracle“ und der „Militärsymphonie“ – nachdrücklich bewiesen hat. Er setzte mit Vorliebe auf harsche Akzente, robuste Musikantik, die oft ins Derbe abdriftete, und eine Lautstärke, die eher zu russischer Romantik als zu Wiener Klassik passen würde. Effekt macht eine solche Lesart allemal. Haydns charakteristischer Witz und seine feinnervige Kontrapunktik kommen damit entschieden zu kurz. Überbordende Impulsivität allein war noch nie ein überzeugendes Interpretationsmodell.

2018: Mozarts „Entführung“

Die nächste Salzburger Mozartwoche (26. 1.– 4. 2. 2018) wird nach Längerem wieder mit einer Oper eröffnet: Mozarts „Entführung aus dem Serail“. René Jacobs dirigiert, Andrea Moses inszeniert, die Schriftstellerin Eva Menasse und der Philosoph Richard D. Precht werden bei der Eröffnung und in einem Gespräch die Opernthematik „Vergebung statt Vergeltung“ aufgreifen. Im Mittelpunkt der Konzertprogramme stehen Werke Mozarts aus seinen ersten Wiener Jahren.

In der neuen Serie „Porträt“ wird Jörg Widmann als Komponist, Dirigent und Klarinettenvirtuose präsentiert. Die künftige Mozartwoche-Intendantin Maren Hofmeister hat für die Konzerte der Wiener Philharmoniker die Dirigenten Alain Altinoglu, Robin Ticciati und Valery Gergiev, der in seinem Konzert an Tschaikowskys 125. Todestag erinnern wird, engagiert. Rolando Villazón, seit Kurzem Botschafter der Internationalen Stiftung Mozarteum, wird Mozarts Beziehung zu seiner Frau, Constanze, am Beispiel ihres Briefwechsels darstellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2017)

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