Semperoper Dresden: Gegen diesen Siegfried verliert jeder Drache

Semperoper in Dresden.
Semperoper in Dresden.(c) REUTERS
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Ein Österreicher in Thielemanns Wunderteam: Heldentenor Andreas Schager sorgte für Frische bis zum Schlussduett. Und hatte sogar im Furioso noch Zeit für kleine Scherze.

Aufregung bei den Opernfreunden: Christian Thielemann sei mit dem Taxi ins Spital gebracht worden, wurde gemunkelt. Tatsächlich war der Maestro gesundheitlich leicht angeschlagen, ging aber ans Pult, um „Siegfried“ zu dirigieren. Nach der Wiederaufnahme der einzelnen Teile der Dresdner Produktion (die „Presse“ hat berichtet), stehen nun zwei komplette „Ring“-Zyklen auf dem Programm. Für Wiener Kenner war „Siegfried“ diesmal besonders spannend, denn die Besetzung ließ nach der Papierform keine Schwachstellen erwarten, und vor allem: Andreas Schager sollte sein Debüt als Jung-Siegfried feiern. Es war auch darüber spekuliert worden, ob dieser Einstand in Dresden wohl mit den Probenterminen für die neue „Tristan“-Produktion in Berlin unter Daniel Barenboim vereinbar sein würde.

Es war vereinbar. Und es wurde ein Bilderbuch-Opernabend. Man merkte dem Heldentenor aus Niederösterreich die Anstrengung der parallel laufenden „Tristan“-Proben kaum an. Die Stimme klingt klar und wohltimbriert, hat – wie zuletzt auch in der Wiener „Daphne“ zu hören – nicht die geringste Mühe mit den kräfteraubenden Passagen. Selbst im äußersten Fortissimo ist Schager nie gezwungen zu forcieren. Zudem liefert er eine überschwängliche, köstlich respektlose Darstellung des jungen Haudegens: der ideale Jung-Siegfried, dem offenbar auch der zäheste Drachenkampf so selbstverständlich gelingt wie er Wagners kühnsten musikalischen Herausforderungen gewachsen ist. Sogar im Furioso der Schmelz- und Schmiedelieder bleibt ihm Zeit für kleine Scherze, wenn er etwa just im entscheidenden Augenblick – „So schneidet Siegfrieds Schwert?“ – mit der Fülle von Requisiten zu kämpfen hat.

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