Grafenegg: Macht und Mord, Glaube und Lust in der Oper

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In Grafenegg gab man Operneinakter aus den Zwanzigerjahren, einen von Krenek, zwei von Hindemith.

Gewalt in der Politik, in der Sexualität, in der Religion: Mit einem schon thematisch gewaltigen Programm fesselte eine Matinee des „Campus Grafenegg“. Drei Operneinakter aus den Zwanzigerjahren erfuhren auf musikalisch bestem Niveau eine Art Renaissance. Künstlerischer Leiter des „Campus“ – auf dem sich Nachwuchs mit Stars wie Thomas Hampson, Lera Auerbach und Franz Welser-Möst trifft – ist der rüstige Schweizer Leon Botstein, ein Dirigent mit Erfahrung im Umgang mit jungen Musikern, im Programmieren unter Berücksichtigung historischer Aspekte. Am Sonntag war das Motto: „Neue Sitten, neuer Geschmack: die Neuerfindung der Oper“.

Was war denn eigentlich los in den Zwanzigerjahren? Da waren auf der einen Seite Schönberg und seine Getreuen, auf der anderen Wunderwuzzi Korngold. Dazwischen versuchten noch manch andere, heute vergessene Komponisten die Nachwirkungen Richard Wagners abzuschütteln. Ernst Krenek, Wanderer zwischen Zeiten und Stilen, entschied sich nach „Jonny spielt auf“ für einen unkomplizierten Konversations- und Reportage-Ton. Für den 1928 uraufgeführten Einakter „Der Diktator“ schrieb er selbst das Libretto, Szenen zweier Ehen: Ein Machthaber und ein Kriegsversehrter versuchen mit Hilfe ihrer Frauen, eine letzte offene Rechnung zu begleichen. Dabei siegt Charme über politische Gräuel. Christopher Maltman verleiht mit Stimmgewalt dem Diktator so gefährliches wie schmeichlerisches Profil, glänzend auch die übrige Besetzung mit Eleanor Lyons, Christiane Libor und Peter Lodahl. Dramatische Zuspitzung schafft auch das Grafenegg Academy Orchestra unter Leon Botstein, Kreneks mitunter bizarre bis skurrile Instrumentationsdetails finden hingegen wenig Beachtung.

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