Jubel für Pierre-Laurent Aimards Deutung von Ligetis Etüden und für Berios „Sequenze“ im Konzerthaus.
Am Montag wurde im Konzerthaus das Glücksspiel erprobt; tags darauf spielte ein glorioser Pianist, der bekannt dafür ist, dass er nichts dem Zufall überlässt: Widmet sich Wien Modern dem Thema Sicherheit, dann bedeutet das, dass auch noch die Unsicherheit, sprich der Zufall mit ironischem Stil zelebriert wird.
Zunächst also fungierte Festivalleiter Bernhard Günther an der Spitze eines halben Dutzends an Assistentinnen als befrackter Zeremonienmeister. Das eminente Vorhaben: John Cages „Variations IV“ (1963) auf Luciano Berios 14-teilige Werkserie „Sequenze“ (1958–2002) anzuwenden. Das geht, weil Cages Partitur keinen einzigen Ton bestimmt, sondern bloß Spielregeln und -materialien enthält, nach und mit denen an vordefinierten Orten – Großer Saal, Schubertsaal, Foyer, Buffet – beliebige Klangereignisse stattfinden. Zu den dazu nötigen generalstabsartigen Operationen mit Folienschnipseln, Karte und Lineal passt ja, dass Berios „Sequenze“ – auch – moderne Klangvermessungen für (fast nur) Soloinstrumente darstellen.