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Klassik im Netz: Beczałas Puccini-Debüt, stürmische Pianisten

(c) Michael Poehn
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Via Internet ist man mittlerweile mit fast allen großen Opernhäusern und Konzertsälen der Welt verlinkt. So wird das Wohnzimmer zur Privat-Loge auch bei notorisch ausverkauften Vorstellungen.

Wo Oper noch nicht von der Regie lebt

„Tosca“ live aus Wien, zu sehen auf staatsoperlive.com

Was die Online-Aktivitäten der Wiener Staatsoper für die Verbreitung der Kunstform Oper bedeuten, ermisst man vielleicht am besten, indem man sich vor Augen führt, wie lange früher einmal die Musikfreunde darauf warten mussten, bis sie via TV eine Aufführung aus dem Haus am Ring serviert bekamen.

Heutzutage ist kurz nach der ORF–Übertragung der Neuproduktion von Donizettis „Lucia di Lammermoor“ via Livestream auch eine luxuriös besetzte Reprise der Uralt-Inszenierung von Puccinis „Tosca“ zu erleben, die mit Sicherheit lebendiger und frischer wirkt als die meisten jüngeren Regie-Arbeiten.

Denn in Margarete Wallmanns stimmigen Dekors kommt es immer nur darauf an, welche Protagonisten den Polit-Krimi erzählen. Auf die aktuelle Wiener „Tosca“-Serie blickte die internationale Musikwelt, weil Piotr Beczała darin sein Debüt als Cavaradossi feierte, triumphal, wie ihm Publikum und Kritik bestätigten – und angestachelt durch zwei kongeniale Partner: Thomas Hampson gab den zynisch-brutalen Polizeichef Scarpia, Sondra Radvanovsky die „Diva als Diva“. Das wirkte, nicht zuletzt weil das Orchester unter Marco Armiliato unterzündete. Spannung im Hauptabendprogramm!

Rattles „Neue“ zum kritischen Nachhören

London Symphony in Luxemburg, zu sehen auf takt1.de

Mit dem Wiener Musikleben ist auch eine Liveübertragung aus dem Konzertsaal in Luxemburg verknüpft: Wenige Tage nach ihrem Gastspiel im Musikverein machen London Symphony und ihr neuer Chefdirigent, Sir Simon Rattle, auf ihrer Einstands-Tournee auch Halt in der Luxemburgischen Philharmonie.

Verehrer des Dirigenten, die im Musikverein Bartóks „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“ und Bruckners rare Sechste Symphonie genossen haben, können sich da noch einmal zuschalten. Alle andern, die gespannt sind, wie die neue Partnerschaft funktioniert, werden dank takt1 im Netz fündig.

Berlins Chef und die jüngsten Kräfte

Kirill Petrenko dirigiert Strawinsky, zu sehen auf digitalconcerthall.com

Sir Simons Nachfolger als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker hat in seinem neuen Heimat-Saal unlängst das deutsche Bundesjugendorchester geleitet. An diesem Abend verriet das Mienenspiel Petrenkos, das der Hörer in der Regel ja nicht zu sehen bekommt, die ansteckende Freude an Bernsteins Tänzen aus der „West Side Story“ und Strawinskys „Sacre du printemps“. Man konnte sehen, warum die jungen Musikanten mit Feuereifer bei der Sache waren. Auch beim „Paukenkonzert“ von William Kraft, das der Solopauker der Philharmoniker, Wieland Welzel, zum atemberaubenden Show-Act zu machen verstand, bevor er als Zugabe in einer selbstkomponierten Etüde hören ließ, was Pauken auch im leisesten Register leisten können . . .

AFP

Szenische Rätsel von der Mozartwoche

La Fura dels Baus mit „Thamos“, zu sehen auf myfidelio.at

Der musiktheatralischen Verwertung zugeführt hat man anlässlich der Salzburger Mozartwoche heuer die Schauspielmusik zu „Thamos, König von Ägypten“, die Mozart zu einigen kühnen Klangvisionen inspirierte, wie er sie selbst erst viel später wieder angesichts eines ähnlichen Sujets für die „Zauberflöte“ anklingen ließ.

Die umtriebigen Opern-Bildermacher von Fura dels Baus wagten das Experiment, diese Schauspielmusik samt Einlagen aus anderen Mozart-Werken in eine musiktheatralische Installation zu verwandeln. Das stieß zwar trotz Beteiligung eines stimmlichen Großkalibers wie René Pape nicht auf ganz einhellige Begeisterung. Doch dank des Streaming-Dienstes Fidelio darf sich nun jeder selbst ein Bild machen.

++ HANDOUT ++ MOZARTWOCHE: FOTOPROBE 'T.H.A.M.O.S.'
++ HANDOUT ++ MOZARTWOCHE: FOTOPROBE 'T.H.A.M.O.S.'APA/MATTHIAS BAUS

Ein junger Pianist erobert die Welt

Lucas Debargue, live in Wien - zu sehen auf takt1.de

Perfekt für die Vermarktung durch zeitgemäße PR-Strategien liest sich der Lebenslauf des Pianisten Lucas Debargue: Das Klavierspielen hat er sich selbst beigebracht, den Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb mischte er als 24-Jähriger gehörig auf – nun tourt er um die Welt. Takt1 zeigt am 20. Februar (ab 19.30 Uhr) Debargues ehrgeizig programmiertes Solo-Rezital aus dem Mozartsaal des Wiener Konzerthauses: Bachs c-Moll-Toccata steht zwischen einigen der beliebtesten Virtuosenstücken Frédéric Chopins und Beethovens letzter Klaviersonate, c-Moll, op. 111. Am Abend des 20. Februar, so gegen 21.30 Uhr, sind sich die Kenner dann sicher (die Aufzeichnung bleibt online abrufbar).

Ein Operetten-Blaubart in Graz

Joseph Beers „Polnische Hochzeit“, zu sehen auf myfidelio.at

Motor der Grazer Wiederentdeckung von Joseph Beers Operette „Polnische Hochzeit“ war Marius Burkert, der für die leichte Muse ein Händchen hat wie kein Zweiter. Sebastian Ritschel inszenierte die Geschichte vom überlisteten Möchtegern-Blaubart als knallbunte Ausstattungs-Show.

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