Konzerthaus: Rudolf Buchbinder als Solist und Dirigent

Rudolf Buchbinder (Archivbild).
Rudolf Buchbinder (Archivbild).(c) imago/SKATA (imago stock&people)
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Ein herrlich unprätentiöser Auftritt am Samstag mit den Symphonikern.

Solist und Dirigent in Personalunion – wenn ein Musiker wie Rudolf Buchbinder so konkrete Vorstellungen von den Interpretationen der programmierten Werke hat, ist es mehr als legitim, wenn er auch die Leitung des Konzerts übernimmt, gerade bei Werken der Klassik.

Haydns letztes Klavierkonzert D-Dur startete er am Samstag im Konzerthaus auffällig flott, wodurch er nicht zuletzt sich selbst Fingerforderndes auferlegte. Buchbinder, der seine Virtuosität längst nicht mehr unter Beweis stellen muss, vernachlässigte dennoch die artikulatorischen Finessen nie und servierte selbst anspruchsvollste Passagen mit gewohnter Souveränität. Die plötzlichen Moll-Wendungen im „Rondo all´ungarese" setzte er pointiert, den Humor des Satzes unterstreichend. Die Wiener Symphoniker leitete er vom Klavier aus mit Bedacht, große Gesten sind auch hier nicht seines. Einzig im zweiten Satz drohten die Streicher einmal sein kurzzeitig zurückgenommenes Spiel zu dominieren, ansonsten herrschte Harmonie.

Ähnlich das Bild in Mozarts C-Dur-Klavierkonzert KV 503. Wieder spielte Buchbinder herrlich unprätentiös, auch hier wählte er eine Lesart, die hohes Tempo erforderte, jedoch nie überhastet wirkte. Gerade, als sich mancher dachte, dass es bei dem stark auf Themenvielfalt und Behutsamkeit setzenden Werk zu begrüßen wäre, Details mehr auszukosten, zügelte er sich und die Musiker. Abschließend ließ Buchbinder Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur folgen – mit butterweichem Anschlag, unaufdringlichem Spiel und Finesse. Das Konzert erlebt heute, Montag, eine zweite Reprise. (tst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2019)

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