Bayreuther Festspiele: Lohengrin bei den Hautflüglern

Die Frage nach dem Warum ist nicht gestattet: Lohengrin wandelt wie ein futuristischer Raum- und Zeitreisender durch eine blaue Welt.
Die Frage nach dem Warum ist nicht gestattet: Lohengrin wandelt wie ein futuristischer Raum- und Zeitreisender durch eine blaue Welt.Bayreuther Festspiele/Nawrath
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Christian Thielemann ließ bei den Bayreuther Festspielen musikalisch alle Farben spielen. Obwohl Künstlerpaar Neo Rauch/Rosa Loy den »Lohengrin« sonst ganz in Blau tunkten.

Den Unterschied möchte man Klavier spielen können. Bei der „Tannhäuser“-Eröffnungspremiere unter Valery Gergiev hatte das Bayreuther Festspielorchester manch schön modellierte Details und weiträumige Phrasierung, aber auch erhebliche Wackler hören lassen: Konnten oder wollten sie sich nicht ausreichend auf die notorisch nervöse Schlagtechnik des Russen einlassen, die Damen und Herren aus namhaften europäischen Klangkörpern, die ihren Urlaub dem Dienst an Wagner opfern? Zumal ja Gergievs Zeichengebung in der nicht gerade im Handumdrehen zu bändigenden Festspielhausakustik eine doppelte Herausforderung darstellt.

Und tags darauf? Da präsentierte Christian Thielemann seinen hochromantisch durchgearbeiteten „Lohengrin“, der die ganze Bandbreite von ätherisch vibrierenden Flageolett-Klängen des Vorspiels über prächtige Chor-Tableaux bis zum offiziellen Fanfarenpomp des dritten Aktes ausschöpfte, ohne sich in den Details zu verheddern: Eine Deutung wie aus einem Guss, die freilich nichts von Starre an sich hat. Man muss nicht bei jeder süffigen Tempoverbreiterung einer Meinung mit Thielemann sein, um die übergeordnete Flexibilität seiner Lesart durchwegs genießen zu können, die sich in kapellmeisterlicher Manier auf die jeweilige Sängerbesetzung einstellt.

Wie im Vorjahr, als nach Roberto Alagnas Absage Piotr Beczala als einspringender Schwanenritter reüssiert hat, dreht sich das Besetzungskarussell neuerlich rasant: Beczala kehrt diesen August für vier Abende wieder, wo er zweimal auf die Bayreuth-Debütantin Anna Netrebko als Elsa treffen wird. Die übrigen Vorstellungen hätte, ebenfalls erstmals auf dem Grünen Hügel, Krassimira Stoyanova singen sollen. Nach deren Ausfall übernahm Camilla Nylund, jüngst in Wien als Kaiserin in Strauss' „Frau ohne Schatten“ umjubelt, die Partie dazu, obwohl sie parallel auch die Eva in Barry Koskies „Meistersinger“-Inszenierung gibt. Somit war in zwei der vier Hauptpartien die Besetzung der letzten Wiener „Lohengrin“-Premiere 2014 zu hören – denn die Titelrolle übernahm erneut Klaus Florian Vogt.

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