Teodor Currentzis will bei den Salzburger Festspielen „Idomeneo“ durch Beseitigung der Rezitative spannender machen. Doch sollte dann die Regie die Handlung verdeutlichen. Ob Peter Sellars das überhaupt versucht hat, ist nicht auszumachen.
„Und Rezitative“, ruft der Graf, wenn in Richard Strauss' „Capriccio“ über die Oper diskutiert wird. Wie oft hat sich der Kultur-Adabei gewünscht, diese notorisch langweiligen Stellen in Barock- oder Mozart-Opern mittels Fernbedienung zu überspringen? Teodor Currentzis macht's möglich. Nur die Accompagnati, in denen das volle Orchester begleitet, fanden Gnade. Die Secco-Rezitative sind gestrichen. Die Handlung sollte doch der Regisseur erzählen können. Meint man...
Musikalisch könnte eine solche Aufführung unentwegt pulsieren; in gerader Fortsetzung jenes Weges, den Mozart vorgab, indem er Arien nach italienischem Gusto und Chor-Tableaus im französischen Reformstil Glucks nahtlos miteinander verbindet. Doch verbraucht das Freiburger Barockorchester offenbar zuviel Energie, weil es stehend musizieren muss. Da erklingen wunderbare Holzbläsersoli, doch der „Originalklang“ verdickt mangels Differenzierung oft zum Einheitsbrei. Bei extremen Tempi haben es auch die Sänger schwer. Wenn Elektras erste Arie vom Allegro assai zum Prestissimo wird, taucht Nicole Chevaliers Sopran nur hie und da aus den Klangwogen auf.