Medeas Rosenkrieg und das Festspiel-Highlife

Oper im Soap-Opera-Stil: Das entscheidende Duett singen Medea (Elena Stikhina) und Jason (Pavel Černoch) über Telefon.
Oper im Soap-Opera-Stil: Das entscheidende Duett singen Medea (Elena Stikhina) und Jason (Pavel Černoch) über Telefon.APA/BARBARA GINDL
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Luigi Cherubini hat die antike Tragödie 1797 in eine Opéra comique verwandelt. Regisseur Simon Stone passt diese nun im Großen Festspielhaus der Ästhetik und dem Anspruch zeitgenössischer TV-Serien an.

Sage keiner, unsere Opernregisseure agierten willkürlich. Ihre Probleme haben sie schon von den Komponisten geerbt. Nirgendwo ist das besser zu studieren als bei den diesjährigen Salzburger Festspielen, wo man sich musiktheatralischen Anverwandlungen antiker Tragödien widmet. Deren Neudeutung müht Librettisten ja seit dem 17. Jahrhundert.

Die Festspiele haben mit Mozarts „Idomeneo“ begonnen, einem Werk, in dem schon der Komponist sich redlich mühte, die Gattungsgrenzen zu sprengen und eine Melange aus italienischer Opera seria und französischem Drama zu versuchen.

Nun folgte Cherubinis Vertonung eines Librettos von François-Benoït Hoffman, der die (höchst ungleichen) „Medea“-Vorlagen von Euripides und Corneille zur Opéra comique formte, die so wenig komisch ist wie die meisten Stücke dieser Gattung. Die verwirrende Nomenklatur verrät in Wahrheit nur etwas über die Struktur des Werks: Arien und Ensembles sind nicht durch Rezitative miteinander verbunden, sondern durch gesprochene Dialoge voneinander getrennt.

Die Formulierung ist mit Bedacht gewählt. Schon im „Fidelio“, der demselben Genre angehört, empfanden und empfinden die an Wagner und dem späten Verdi geschulten Generationen die Wartezeiten zwischen den Musiknummern als irritierend. Gerade in Salzburg hat man mit Beethovens Oper mehrmals Experimente gestartet, die ohne Dialoge auszukommen versuchten.

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