Wir verlangen von Sängern, dass sie stets einsatzbereit sind. Doch ihr Instrument, der eigene Körper, ist anfällig. Ein Aufruf zur Geduld, etwa mit Kaufmann und Netrebko, die Auftritte absagen mussten.
Geschichten des Jahres. Dieser Artikel ist am 6. August 2019 erschienen.
Mimimimimi – mimimimi – keine Chance, Stimme weg, muss heute absagen: Über diese klassische Lustspielsituation des Sängers vor dem Frühstück amüsiert sich auch ein Publikum, das nie ein Opernhaus betreten würde. Man versteht: Ein Geiger kann auch mit Schnupfen das Brahms-Violinkonzert spielen. Ein verkühlter Tenor muss absagen.
Versteht man wirklich? Die Absage eines Stars wird Minuten nach der Bekanntgabe bereits in den Internetforen kommentiert. Das Publikum – abgesehen von alles verzeihenden Aficionados – liebt seine Lieblinge nur, solange sie auftreten. Es beginnt zu murren, wenn ein Jonas Kaufmann, wie zuletzt in München, Verdis Otello und Wagners Walther von Stolzing (in den „Meistersingern“) nicht singt – dazwischen aber bei einem Galakonzert in Regensburg auftritt.