Adrian Nobles Neuinszenierung von Verdis „Otello“ in der Wiener Staatsoper verlegt zwar die Handlung des Stücks in die jüngere Vergangenheit, gehorcht aber Shakespeares theatralischer wie Verdis musikalischer Dramaturgie mit Feingefühl.
Von Adrian Nobles neuer „Otello“-Produktion darf behauptet werden, dass sie, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, der Wiener Staatsoper für lange Zeit erhalten bleiben könnte. Zwar hat Bühnen- und Kostümbildner Dick Bird die Handlung in die Spätzeit der englischen Kolonial-Herrlichkeit verlegt und führt in exquisit ausgestatteten Veduten eine Mixtur aus westlich-bürgerlicher Besatzer-Zivilisation und maghrebinischer Kultur vor Augen; und Aleksandrs Antonenkos Otello muss, wiewohl in Boitos Libretto durchwegs als „il moro“ apostrophiert, als bleicher Geselle seinen Mann stehen.
Jago braucht kein Fortissimo
Aber für das lustvoll-maliziöse Intrigenspiel, das diesen Hünen ins Wanken und schließlich zu Fall bringt, gibt die Szenerie den passenden Rahmen ab, denn der langjährige Leiter der Royal Shakespeare Company erzählt es in geradezu fanatischer Präzisionsarbeit, wie es im Buch steht – und getreu dem Tempo und den dramaturgischen Vorgaben von Verdis Musik.