Während Österreichs Zeitungen meist wohlwollend über den heurigen „Jedermann“ berichteten, fielen die Kritiken in deutschen Blättern, zumindest in jenen die in Wiener Kaffeehäusern aufliegen, nicht so gut aus.
Während Österreichs Zeitungen meist wohlwollend über den heurigen „Jedermann“ berichteten, fielen die Kritiken in deutschen Blättern – zumindest in jenen, die üblicherweise in Wiener und Salzburger Kaffeehäusern aufliegen – nicht so gut aus. In der „Süddeutschen“ würdigt Egbert Holl wenigstens die Rollengestaltung von Minichmayr („hinreißend süß, unkompliziert charmant und sehr aufs Küssen aus“) und Ofczarek („kein Sünder, nur ein lächerlicher Wurm ohne Größe, ein Jammerlappen der heutigen Zeit, ein Bundespräsident, der zurücktritt, weil er nicht immer geliebt wird“).
In der „Welt“ überschreibt Ulrich Weinzierl seine Rezension mit „Nicht Theater, sondern ein Relikt“ und konstatiert: „Die ohnehin unglaubwürdige Läuterung der Figur berührt nicht im Geringsten. (...) Ofczarek bleibt Ofczarek bleibt Ofczarek, ob als Ungustl oder reuiger Sünder.“ Einen knappen und virtuosen Verriss bringt Gerhard Stadlmaier in der „FAZ“: Ofczarek gebe „den Mannsteufel ohne Konsequenz“: „Dass so ein Kerl ,Ich glaube‘ sagt, glauben wir nicht.“ Und Minichmayr? „Als Buhlschaft ein onduliertes Nichts im Verskorsett. Wem also unterwirft sich die Domplatzgesellschaft 2010? Einem Halbstarken und einer Puppe.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2010)