Gauguins Paradies: „Haus des Orgasmus“

Das Tahitianische Paradies, das Gauguin in seiner Kunst beschrieb, existierte nur in seiner Fantasie. Die französische Kolonie war längst europäisiert.
Das Tahitianische Paradies, das Gauguin in seiner Kunst beschrieb, existierte nur in seiner Fantasie. Die französische Kolonie war längst europäisiert.(c) REUTERS (BENOIT TESSIER)
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Er war Egomane, Pädophiler (aus heutiger Sicht) und Gesamtkünstler: Die Paul-Gauguin-Schau im Pariser Grand Palais zeigt ein dunkles Reich.

Es ist schummrig hier im Grand Palais, fast dunkel. Nicht einmal die satten Farben von Paul Gauguins bestens bekannten Gemälden schaffen es immer, aus diesem Zwielicht herauszustrahlen. Diesmal sind sie fast Beiwerk, fast Kulisse für die weniger bekannten Objekte, mit denen dieser 1848 in Paris geborene kontroverseste Sonderling der Frühmoderne sich seine erst groteske, dann exotistische Fantasiewelt in 3-D ausdruckte sozusagen: Also auf Keramiken, Möbel, in Bücher und zuletzt auf ganze Häuser projizierte.

Das „Haus des Orgasmus“ (Maison du Jouir) stand am Ende seines Lebens, das er 1903 auf der Südseeinsel Hiva Oa, einer französischen Kolonie, ausröchelte, muss man wohl sagen. Es war die letzte Station des von den Reise- und Sexstrapazen dauerkranken Abenteurers. Er ließ das strohgedeckte Haus nach seinen Entwürfen bauen, ein offener Speisesaal, ein Atelier, das Schlafgemach über eine Leiter zu erreichen, die von zwei satirischen Holz-Skulpturen flankiert wurden: Die gehörnte stellt den katholischen Bischof der missionierten Insel dar, die andere dessen Dienerin Therese, mit der er ein Verhältnis hatte. „Seien Sie verliebt und werden Sie glücklich“ und „Seien Sie mysteriös“ steht dazu als Inschrift in der opulenten geschnitzten Tür-Einfassung mit paradiesischen Szenen.

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