Wie „schön“ darf Elend sein?

Habseligkeiten schiffbrüchiger Flüchtlinge, gefunden am Strand von Lampedusa.
Habseligkeiten schiffbrüchiger Flüchtlinge, gefunden am Strand von Lampedusa.(c) Aus dem Band „Der Riss“
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Für ihre Graphic Novel „Der Riss“ haben sich Carlos Spottorno und Guillermo Abril an die Grenzen der Europäischen Union begeben – und an ihre eigenen.

Es ist Ihnen ja sicher nicht entgangen, dieses Top-Großereignis der vergangenen Woche. Nein, nicht das Annoncement der Heiratspläne von Prinz Harry und Meghan Markle ist gemeint. Auch nicht die jüngste Twitterei aus dem Weißen Haus. Da war doch dieser Gipfel im fernen Abidjan, wo Europäische und Afrikanische Union über Partnerschaftlichkeit berieten, nicht zuletzt im Zeichen jener Migrationsströme, die seit Jahr und Tag vom zweitgrößten Kontinent, Afrika, auf den zweitkleinsten, Europa, überschwappen, so sie sich nicht im Mittelmeer dazwischen – wie soll man sagen? – verlieren. Also: der Gipfel von Abidjan – wie war das doch gleich? Angela Merkel war da, Emmanuel Macron war da, Jean-Claude Juncker, Donald Tusk und halt noch ein paar afrikanische Potentaten, von denen wir hierzulande weit überwiegend ohnehin nicht einmal den Namen kennen. Apropos: Wo liegt denn eigentlich dieses Abidjan? Ich muss schnell googeln . . .

Die Wahrheit ist: Wir haben keine Ahnung von denen „da unten“. Und sie interessieren uns auch nicht. Sofern die da unten nicht plötzlich vor unserer Tür stehen und Einlass begehren in unser europäisches Haus, das wir uns doch so hübsch eingerichtet haben. Die da unten, und in diesem Fall die da unten im Mittleren und Nahen Osten, interessierten uns auch damals nicht, als die meisten EU-Staaten ihre Unterstützung für die Flüchtlingslager im Libanon, in Jordanien, im Irak, in Ägypten reduzierten, mitten in der Hochzeit der Syrienkrise, einer der Hauptauslöser dessen, was wenig später als „Flüchtlingsflut“, ja als „Flüchtlingstsunami“ an die selbstvergessenen europäischen Gestade schlug.

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