Ausstellungen von Klimt bis Schiele: Das Jahr der schönen Leichen

Ein außerordentliches Bild von Kolo Moser, Universalgenie der Secession: „Liebespaar“, um 1914.
Ein außerordentliches Bild von Kolo Moser, Universalgenie der Secession: „Liebespaar“, um 1914. (c) Privatslg. Leopold
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Der Reigen der Gedenkausstellungen beginnt im Leopold-Museum mit vier Künstlerräumen, gewidmet der Wiener Moderne um 1900. Ein braver Auftakt, der sich sicher steigert. Der große Wurf allerdings bleibt aus.

Das Jahr beginnt, in dem Wien die große Trauer tragen sollte: Vor 100 Jahren starben so ungefähr alle, die uns einst die Moderne brachten und heute noch Kulturtouristen aus aller Welt anziehen. Gustav Klimt an einer Lungenentzündung infolge eines Schlaganfalls am 6. Februar. Otto Wagner, Klimts Pendant in der Architektur, aus heutiger Sicht an der Lächerlichkeit eines Rotlaufs, nur war der stolze Grand Seigneur geschwächt vom Hunger während des Ersten Weltkriegs. Koloman Moser, den Designer und Wiener-Werkstätten-Mastermind, raffte wenig später der Kehlkopfkrebs hinweg. Egon Schiele, den jungen Wilden, die Spanische Grippe. Das war am 31. Oktober 1918.

Bis Herbst also werden uns die diversen Jubiläumsausstellungen begleiten, die schöne Leiche zelebrieren, wie Wien das angeblich so spektakulär kann. Wir sollten uns langsam Sorgen machen um unsere Klischees – denn viel eingefallen ist unseren großen Museen nicht zu diesem Datum. Was für Kooperationen hätte man schmieden, was für Hallen und Häuser hätte man leer räumen können für dieses Jahr – und füllen können mit neuen Ideen, Interpretationen, Vernetzungen unseres doch recht speziellen Mindsets zwischen Moderne und Tradition, Radikalität und Tabuangst etc. Das hätte erstens Österreichs EU-Präsidentschaft keine Schande gemacht. Und wäre sowieso vonnöten, ist die letzte große kulturhistorisch relevante und international ausstrahlende Ausstellung dazu auch schon über 20 Jahre her, „Austria im Rosennetz“, gestaltet vom Schweizer Starkurator Harald Szeemann.

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