Mit untrüglicher Kennerschaft für die Wiener Moderne

Zum Tod der Architekturhistorikerin und „Presse“-Mitarbeiterin Iris Meder.

Als sie vergangenen Februar einen Beitrag über die Brünner Werkbundsiedlung in der „Presse“ publizierte, gewohnt sorgfältig recherchiert, gewohnt kennerisch formuliert, von jener Klarheit in der Haltung, jener umfassenden Expertise getragen, wie sie auch in ihrem engeren Berufsumfeld nicht mehr selbstverständlich sind, da hätte niemand gedacht, es würde ihre letzte Veröffentlichung sein: Gestern, am 5. November, ist die aus Pforzheim gebürtige, jahrzehntelang in Wien wirkende Architekturhistorikerin und Ausstellungsgestalterin Iris Meder 53-jährig gestorben.

Neun Jahre lang hat Meder die Architekturberichterstattung der „Presse“ mitgeprägt, nicht zuletzt und immer wieder in den subtilen Fragen, wo es um die Bedeutung des architektonischen Erbes einer jüngeren Vergangenheit ging. Schon davor hatte sie sich mit ihren Arbeiten zu Josef Frank, mit ihrer Katalogisierung des Nachlasses von Erich Boltenstern maßgeblich um die Wiener Moderne verdient gemacht. Dazu kam die Kuratierung von Ausstellungen für das Wien Museum und das Jüdische Museum Wien, darunter „Moderat modern“ (2005), „Oskar Strnad 1879–1935“ (2007), zuletzt, im Vorjahr, „Helena Rubinstein – Die Schönheitsfinderin“. Und selbst an der diesjährigen MAK-Ausstellung zu Otto Wagner wirkte sie als Beirat mit, als sie ihrer Krankheit schon gewärtig gewesen sein muss.

Noch vergangenen Juni schien Meder voll Hoffnung: „Ich melde mich, wenn ich wieder fit(ter) bin“, schrieb sie an die Redaktion. Es ist nicht mehr dazu gekommen. (wf)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2018)

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