Renoir aus Dorotheum gestohlen: Fahndung nach drei Verdächtigen

Roberto Gobbo
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Es war tatsächlich ein Bild von Renoir, das drei Täter aus dem Wiener Dorotheum entwendet haben sollen. Größere Kunstdiebstähle sind in Österreich eher selten.

Ein dreister Kunstdiebstahl ist am Montagabend im Wiener Dorotheum über die Bühne gegangen. Aus den Räumlichkeiten des Auktionshauses in der Dorotheergasse in der Wiener Innenstadt wurde ein wertvolles Renoir-Gemälde entwendet. Die Fahndung nach drei Tatverdächtigen läuft, so der Sprecher der Wiener Landespolizeidirektion, Patrick Maierhofer.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand hatten um 17.15 Uhr drei Unbekannte das Dorotheum betreten. Sie dürften sich gezielt zu dem im zweiten Stock ausgestellten Landschaftsgemälde von Pierre August Renoir begeben haben, das bei einer für Mittwochabend angesetzten Auktion für Klassische Moderne unter den Hammer hätte kommen sollen.

Die Täter nahmen das Kunstwerk einfach aus dem Rahmen, wobei sie einen stillen Alarm auslösten. Als die Polizei am Ort des Geschehens eintraf, waren die Unbekannten samt ihrer Beute verschwunden.

"Es dürfte sich um Profis handeln", meinte Polizeisprecher Maierhofer. Die Tatverdächtigen wurden von Überwachungskameras aufgenommen. Auf den Bildern sind drei sportlich wirkende Männer zu sehen, zwei davon haben größere Einkaufstaschen bei sich. Ob darin das Renoir-Gemälde verstaut und aus dem Dorotheum gebracht wurde, ist unklar. Gesichert ist laut Polizei, dass die Verdächtigen das Gebäude über verschiedene Ausgänge verlassen haben.

Zum Tatzeitpunkt hatten sich mehrere unbeteiligte Personen im Gebäude befunden, wie auf den Fotos zu sehen ist. Ob sie fahndungsrelevante Beobachtungen gemacht haben, muss im Zug der Ermittlungen geklärt werden. Hinweise - auch vertraulicher Natur - werden an das Landeskriminalamt Wien, EB6, unter der Telefonnummer 01-31310-33640 erbeten. Der Schätzwert des verschwundenen, 1895 entstandenen und 27 x 40 Zentimeter großen Landschaftsgemäldes liegt zwischen 120.000 und 160.000 Euro.

Das Dorotheum kommentierte den Vorfall gegenüber der APA am Mittwoch knapp: Es gebe "umfassende Sicherheitsvorkehrungen" und die Kunstwerke seinen überdies versichert. In den vergangenen Jahrzehnten habe es zudem "keine Gemäldediebstähle im Haus" gegeben - "und das bei rund 250.000 Auktionsobjekten im Jahr", so das Auktionshaus.

Größere Kunstdiebstähle in Österreich eher selten

Der jüngste Diebstahl eines Gemäldes aus dem Wiener Dorotheum fällt ein Stück weit aus dem statistischen Rahmen. Denn größere Kunstdiebstähle sind hierzulande eher selten. So wurden 2017 in Österreich 172 Fälle von Kulturgutdiebstahl angezeigt, deren Gesamtschaden 770.000 Euro betrug.

Die meisten Diebstähle gingen in Wien und Niederösterreich über die Bühne, so der Bericht des Bundeskriminalamts (BK). 2017 sind in Österreich vermehrt Musikinstrumente bei Auftritten entwendet und bei Einbrüchen in Privathaushalten gestohlen worden. Außerdem gab es eine Reihe von Diebstählen in Kirchen.

2014 wurden insgesamt 72 Bilder aus einer Villa in Wien-Hietzing gestohlen. 67 der Werke im Wert von 2,5 Millionen Euro wurden 2017 von der Polizei sichergestellt - darunter Bilder von Carl Moll, Koloman Moser und Oskar Kokoschka.

Der Raub der "Saliera"

Der mit Abstand spektakulärste Fall von Kunstraub in der jüngeren Geschichte Österreichs ereignete sich am 11. Mai 2003, als in den frühen Morgenstunden im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) Benvenuto Cellinis "Saliera" gestohlen wurde. Es ist die einzige erhaltene gesicherte Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers (1500 - 1571). Angaben zum Wert des Salzfasses lagen um die 50 Millionen Euro. Im Jänner 2006 fanden es Polizisten in einem Wald in Niederösterreich, nachdem sich der Täter bei der Polizei gemeldet hat. Das Meisterwerk ist mittlerweile das Herzstück der 2013 wiedereröffneten Kunstkammer im KHM.

Was die Höhe des Schadens betrifft, kann der "Saliera"-Diebstahl auch mit jüngeren internationalen Fällen mithalten: So stahlen etwa im Juli 2015 Einbrecher in einer Madrider Privatwohnung insgesamt fünf Gemälde des irischen Künstlers Francis Bacon (1909-1992). Der Wert der Gemälde wird auf mehr als 30 Millionen Euro geschätzt. Der Diebstahl fand bereits im vergangenen Juni statt.

Ebenso aufsehenerregend war beispielsweise der Einbruch in die Rotterdamer Kunsthalle in der Nacht zum 16. Oktober 2012. Gestohlen wurde damals je ein Werk von Pablo Picasso, Paul Gauguin, Henri Matisse, Jacob Meyer de Hahn, Lucian Freud sowie zwei Werke von Claude Monet im Wert mehrerer Millionen Euro.

(APA)

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