Klimt-Biograf und Theaterstar

Pirchan im Berliner Atelier.
Pirchan im Berliner Atelier. (c) Slg. Steffan/Papst
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Man muss zurzeit nach Deutschland ins Folkwang Museum nach Essen reisen, um einen Wiener Universalkünstler um 1900 in all seinen Begabungen kennenzulernen: Emil Pirchan.

Es ist die alte Geschichte mit dem Dachboden: Dort standen diese alten Kisten, mit denen Beat Steffan als Kind nicht spielen durfte. „Finger weg, die sind von meinem Vater – eurem Großvater –, der ein berühmter Künstler war“, hat seine Mutter immer gesagt, erinnert er sich. Das scheint den mehr an Windsurfen interessierten Enkel auch lange nicht weiter gestört zu haben. Den Schatz der Kisten, den „ganzen kreativen Kontinent“, der sich ihm dadurch erschlossen habe, habe er erst als Erwachsener entdeckt, beschreibt Steffan in einer prächtigen Monografie über seinen Großvater, die er 2018 mit Unterstützung u.a. der Wiener Klimt-Foundation herausgegeben hat. Zum ersten Mal wird darin das breite Lebenswerk von Emil Pirchan dargestellt. Dem folgte jetzt eine erste Ausstellung davon im Folkwang Museum in Essen, das schlicht als Erstes zugriff, als Steffan den Kontakt suchte. Man besitzt schließlich einige Plakate Pirchans im hauseigenen Plakatmuseum.

Selbst wenn man als Wiener diese Ausstellung auch gern etwa im Theatermuseum gesehen hätte, das einer der Leihgeber ist – der Ort Essen erzählt viel über Leben und Karriere Pirchans. Der 1884 in eine Brünner Textilfabrikantenfamilie geborene Otto-Wagner-Schüler machte seine Karriere vor allem als Bühnenbildner. Und zwar in Deutschland, seine Blütezeit als Bühnenbildavantgardist fand in Berlin statt, wo er als Ausstattungschef der Staatstheater in den Goldenen Zwanzigerjahren mit Regisseur Leopold Jessner das Theater modernisierte. Inklusive einiger Skandale: So gilt Pirchan etwa als Erster, der auf der Bühne Projektionen einsetzte. Oder als eigentlicher Erfinder der „Jessner-Treppe“, die monumental und minimalistisch für dramatische Auftritte sorgte.

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