Die Wutmalerin aus den Schweizer Bergen

Miriam Cahn redet leidenschaftlich über ihre Kunst. Über Pornografie, Feminismus, Migration.
Miriam Cahn redet leidenschaftlich über ihre Kunst. Über Pornografie, Feminismus, Migration. (c) Sagmeister
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Sie will zornig sein, nicht aggressiv, politisch sein, nicht psychologisch: Miriam Cahns Kampfansagen im Kunsthaus Bregenz ergeben die erste große Ausstellung der Schweizer Malerin, die heuer 70 wird, in Österreich. Eine Begegnung.

Wir stehen in der mächtigen Eingangshalle zu Peter Zumthors Kunsthaus Bregenz. Beton, Glas, Kunst, sonst nichts, ist hier die Devise. Kein Shop, kein „Kabinett“, nur vier große, leere Hallen sind hier übereinandergestapelt. Ein Schrein für die zeitgenössische Kunst. Miriam Cahn mag das nicht. „Immer dieses Religiöse!“, lacht sie, „das ist heute doch überhaupt nicht mehr adäquat.“ Das sich hier einstellende Raumgefühl war ihr aber natürlich bewusst. Bewusst wollte sie dazu ein Gegengewicht liefern. Und Miriam Cahn ist gut im Liefern von Ansagen, sie ist eine der härtesten, stärksten Malerinnen unserer Zeit.

Also setzte sie „das Profane“ diesem Bau entgegen. Dazu ließ sie die ganze Halle einmal leer. Und hängte nur rundum kleine, schwarz-weiße Pornobildchen. Keine kommerziellen natürlich, richtig gute: Es sind Scans ihrer über die Jahrzehnte entstandenen eigenen Bilder. Da schauen sie uns also an mit großen Augen zwischen ihre gespreizten Beinen hindurch, diese Frauengesichter – „L'Origine du Monde blickt zurück“, meint Cahn dazu, das berühmteste Bild des weiblichen Geschlechts zitierend, dem Courbet den Kopf genommen hat.

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