Zerstörte Museums-Hologramme: IKG erkennt „Fehler"

Spera Judisches Museum
Spera Judisches Museum(c) dapd (Ronald Zak)
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Danielle Spera, die Direktorin des Jüdischen Museums, verteidigte gegenüber ihrem Aufsichtsrat die Demontage der Hologramme. Die Eröffnung muss um mindestens zwei Monate verschoben werden.

Montagabend tagte der Aufsichtsrat des Jüdischen Museums, in dem neben dem Eigentümervertreter der Wien Holding unter anderen auch von der Israelitischen Kultusgemeinde entsandte Mitglieder sitzen: Ariel Muzicant, Chef der Gemeinde, sowie Schriftsteller und Wissenschaftler Doron Rabinovici. Direktorin Danielle Spera bekam dabei Gelegenheit, zur umstrittenen Demontage der Hologramme Stellung zu nehmen.

Diese in den 1990er-Jahren angebrachten dreidimensionalen Fotografien hinter Glas, auf denen Alltagsszenen der jüdischen Gemeinde Wien abgebildet waren, waren beim Demontieren für den Abtransport wie berichtet zerstört worden. Die Bilder von den Scherben hatten für heftige Kritik in Kreisen jüdischer Gelehrter und Museumsangehöriger an Spera gesorgt. Mehrere Museumsdirektoren hatten in einem offenen Brief ihrem Ärger Luft gemacht.

Nach der Anhörung Speras halten nun die Aufsichtsräte der IGK in einer gemeinsamen, der „Presse" vorliegenden Erklärung fest: „Aus Sicht der Kultusgemeinde kann abschließend nicht einwandfrei geklärt werden, ob die Hologramme sachgemäß demontiert hätten werden können."

Aber: Es sei „ein Fehler" gewesen, zu diesem Zeitpunkt nicht die „Erfinder" der Hologramme, die Chefkuratorin Felicitas Heimann-Jelinek und den Architekten Martin Kohlbauer, einzubinden und zu versuchen, mit ihnen die nächsten Schritte zu beschließen. Die Aufsichtsräte fordern nun „dringend" eine Strategie ein, um die Beziehungen zu anderen jüdischen Museen wiederherzustellen und das „von Irritationen geprägte und emotional aufgeladene Verhältnis zu normalisieren".

Eröffnung verschoben

Die Vertreter der IKG haben „nachdrücklich" ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, dass nach Abgang mehrerer Kuratoren dem Museum „ernsthafte Probleme" entstehen. So müsse die Eröffnung um mindestens zwei Monate verschoben werden, heißt es in dem Papier. Spera wurde „ersucht", bis Ende März ein Konzept für die Dauerausstellung vorzulegen, wie und vor allem mit welchen Mitarbeitern die Museumsarbeit umgesetzt werden soll. Weiters habe die Direktorin, die 2010 vom ORF ins Museum gewechselt war, zugesagt, einen wissenschaftlichen Beirat zu installieren.

Heimann-Jelinek war es gewesen, die die Fotos von den zerstörten Hologrammen weitergeleitet hatte. Sie muss mit dienstrechtlichen Folgen rechnen. Die Chemie zwischen der Kuratorin und Spera war von Anfang an schlecht; Heimann-Jelinek hatte sich für die Führung des Museums beworben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2011)

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