Nachwuchs-Kunstpreise: Es wird ein Mädchen (oder so)

Johannes Stoll
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Kunst-Wettbewerbe sind diesen Herbst auffällig weiblich besetzt, von Wien, Berlin bis London. Yeah.

Was soll das nur bedeuten für die Künstlerinnen dieser Welt? Beide großen großen Nachwuchs-Wettbewerbe im deutschsprachigen Raum werden heuer ausschließlich von Künstlerinnen (unter 40) bestritten. Und auch beim prestigeträchtigsten Europas, dem englischen Turner-Prize, findet sich nur ein Mann unter den vier Nominierten (Hurvin Anderson, Andrea Büttner
Lubaina Himid, Rosalind Nashashibi). Interessant. Unglaublich! Hab ich etwas versäumt? Das Imperium schlägt zurück?

Dann kommt über Twitter die "Artnet"-Meldung "Who are the most epensive living female Artists" herein: Die japanische Künstlerin Yayoi Kusama führt hier mit einem lächerlichen 7,3 Millionen Pfund-Rekord. Da ist die Welt dann wieder in Ordnung (Gerhard Richter: 41 Millionen Euro).

Doch die Bubble der politisch korrekteren Preise - obwohl alle Jurys natürlich den Zufall des Künstlerinnen-Überhangs beteuern - ist verlockend: Beim Boston Consulting Award im 21er Haus gewann gerade Anne Speier die 20.000 Euro; in der noch bis 19. November laufenden Ausstellung ist ihre teufelsfüßige Skulptur mit der schlabbernden Monsterzunge noch gemeinsam mit den Arbeiten ihrer Mitstreiterinnen Judith Fegerl, Anja Ronacher und Toni Schmale zu sehen.

Beim Preis der deutschen Nationalgalerie in Berlin wird noch gezittert: Sol Calero, Iman Issa, Jumana Manna und Agnieszka Polska stellen im Hamburger Bahnhof aus. Wer gewinnt, wird am 20. Oktober bekannt gegeben, es wird wohl eine Künstlerin... Preisgeld gibt es übrigens keines, der Gewinn ist eine Einzelausstellung in einem der Häuser der Nationalgalerie. Hat irgendwie mehr Sinn und Charme, schaut man sich die Gender-Quoten-Verteilung bei Einzelausstellungen in den führenden Häusern an.

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