Kusej und Bällebad beim Forum Alpbach

Ein außergewöhnliches Kunst- und Kulturprogramm wird heuer das Forum Alpbach begleiten. Mit Martin Kusej und einer "antiken Therme von heute" am Congress-Dach.

Das Kunst- und Kulturprogramm beim Forum Alpbach ist eindeutig mehr als ein Unterhaltungsprogramm. Überhaupt in diesem Jahr: Erstens hat man Martin Kusej anlocken können, zweitens besinnt man sich am Dach des „Congress Centrums“ ungewohnt direkt der sehr sinnlichen Seite von Gesprächen. Oder Begegnungen.

Einen sozusagen Feiertag der Begegnungen“ inmitten lauter Tagen von unzähligen Begegnungen wird der angehende Burgtheater-Direktor inszenieren, („Tag der Begegnungen“, 22. August). Dafür hat er sich Gäste eingeladen, Ayad Akhtar (Schriftsteller, Pulitzer- und Nestroypreisträger), den Multiperkussionist Martin Grubinger, die Schauspielerin Amira Casar, den Vorarlberger Künstler Flatz und die „beste Köchin der Welt“, Ana Roš. Mit ihnen will Kusej „den Stellenwert von Kunst und Kultur in einer modernen europäischen Gesellschaft“ diskutieren, wird angekündigt. Wie manifestiert sich Kunst in unserer Gesellschaft? Wo versteckt sie sich, wo ist sie sichtbar? Was kann Kunst bewirken? Klingt überraschend nach Allgemeinplätzen, aber das ist Kusej in der Regel nicht zuzutrauen, also bleibt: vertrauen.

Auch das übrige Kunst- und Kulturprogramm, an dessen Relevanz seit 2017 die ehemalige Wiener-Festwochen-Dramaturgin Elisabeth Schack arbeitet, ist dieses Jahr erstaunlich dicht: An acht Tagen wird es immer zu Mittag, 12 Uhr, am Balkon des Gemeindeamtes romantisch bis tragisch. Dort lässt Nona Shepphard von der Royal Academy of Dramatic Art in London Balkonszenen aus der Weltliteratur aufführen, Romeo und Julia inklusive. Jedes der Alpbacher Gespräche wird sowieso künstlerisch eröffnet, Performerin Anna Mendelssohn etwa hat die Wirtschaftsgespräche ausgefasst, die Uraufführung eines eigens komponierten Stückes für acht Posaunen bläst die Finanzmarktgespräche ein etc.

Die gesamte Forum-Zeit wird die Ausstellung von Deborah Sengls äußerst realistischen Ratten-Illustrationen von Karl Kraus' „Letzten Tagen der Menschheit“ zu sehen sein. Esther Stocker und Anna-Maria Bogner bilden dazu das abstrakte Gegengewicht.

Absolutes Highlight wird aber wohl das Bällebad des französischen Künstlerkollektivs France Distraction werden: Am Congress-Dach füllen sie ein Becken mit 25.000 schwarzen Bällen, auf denen Stoikerweisheiten zu lesen sind. Die „zeitgenössische Interpretation der antiken Therme“ lautet die Versprechung. Die (intellektuelle) Orgie kann also beginnen.

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