Der katalanische Esel am Main

Frankfurter Buchmesse
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Frankfurter Buchmesse. Zum ersten Mal ist eine Kulturregion statt eines Schwerpunktlandes Gast in Frankfurt.

Wenn ab 10.Oktober wieder Besucher durch die sechs vollen Hallen auf der Frankfurter Buchmesse strömen, dann geht eine Ära zu Ende. Es wird das letzte Mal sein, dass im Herbst am Main die einzige Buchmesse des deutschsprachigen Raumes stattfindet. Für 2008 ist auf dem Wiener Messegelände eine internationale Buchmesse angekündigt, welche die Buchwoche im Rathaus sersetzen soll. Ein halbes Jahr davor, von 23. bis 27.April 2008, soll bereits die "Litera Linz" für Leselust sorgen. In beiden Städten ist geplant, während der Ausstellungen etliche Veranstaltungen abzuhalten. Somit wird die "Euro 2008" umrahmt von zwei Lesefesten. Dass am Main wegen der Konkurrenz von der Donau der Bücherstapel kleiner wird, ist trotzdem nicht zu erwarten. Schon die Etablierung des Standorts Leipzig für Bibliophile konnte der weltgrößten Bücherschau in Frankfurt nichts anhaben.

In Frankfurt steht heuer erstmals kein Schwerpunktland im Zentrum, sondern eine Kultur, und zwar die katalanische. sIm katalanischen Raum leben zirka 13 Millionen Menschen und er umfasst so unterschiedliche Regionen wie die Ferieninsel Mallorca und den Pyrenäenstaat Andorra. Dort ist Katalanisch Staatssprache. Das Katalanische ist eine eigenständige romanische Sprache, seit 800 Jahren Literatursprache - und immerhin die achtgrößte in der EU. Natürlich gab es im Vorfeld der Messe Ärger mit Madrid, weil die auf Spanisch schreibenden Katalanen ursprünglich nicht eingeladen werden sollten. Dabei ging es um so prominente Namen wie Carlos Ruiz Zafón ("Der Schatten des Windes") oder Eduardo Mendoza.

Zuerst wollte man sie nicht, dann wollten sie nicht mehr. Doch nicht deshalb wählte man den "burro catala", den katalanischen Esel, zum Symbol, sondern, weil der als arbeitsam und willensstark gilt.
Mit großem Rahmenprogramm, mit dem man im Anschluss an die Buchmesse durch Deutschland tourt, werden fast 150 Autoren und zirka 600 katalanische Künstler in Frankfurt erwartet. Mit 16 Millionen Euro wird der Auftritt der Katalanen damit der bisher teuerste eines Gastes. Auch sonst ist man darum bemüht, die bis 14. Oktober dauernde Messe zu einer der Superlative zu machen. Auf den ausgebuchten Hallen werden sich über 1000 Autoren tummeln, darunter Umberto Eco, Richard Ford, Fay Weldon, Zeruya Shalev und viele andere. Auch der britische Evolutionstheoretiker und Religionskritiker Richard Dawkins, dessen Buch "Der Gotteswahn" weltweit für Aufmerksamkeit sorgte, wird in Frankfurt den mit 10.000 Euro dotierten Deschner-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung erhalten.

Starke Präsenz der Österreicher

Selbstverständlich reisen auch aus der Alpenrepublik eine Menge "Literaturstars" an: Franzobel, Arno Geiger, Thomas Glavinic, Peter Henisch, Michael Köhlmeier aus dem derzeit den Literaturbetrieb beherrschenden Hause Hanser, Robert Menasse und Josef Winkler gehen für Suhrkamp ins Rennen, Christoph Ransmayr und Gerhard Roth treten für die Frankfurter Konkurrenz von S. Fischer an. Dazu kommen eine Menge Bücher aus heimischer Produktion: Thomas Sautner, Bernhard Seiter und Andreas Weber von Picus, Martin Prinz von Jung und Jung, Ferdinand Schmatz von Haymon, O.P. Zier von Residenz und viele andere.

Da die alpenländischen Autoren nicht zuletzt wegen der größeren Etats gern bei deutschen Verlagen anheuern, wenn sie eine gewisse Bekanntheit erreicht haben,s spiegelt sich die Hausse der heimischen Literatur nicht im Verlagswesen wider: Mit 155 in Frankfurt vertretenen österreichischen Verlagen werden um 40 weniger dort sein als im Vorjahr. Auf einen kleinen Zuwachs hofft die Messe AG bei den Besuchern: Sie will an
der 300.000er-Grenze kratzen. Diese Gäste werden dann wieder mehr als 35.000 Brat- und Rindswürste, Frankfurter und Thüringer Würste verdrücken.
Neu auf der Messe sind die rauchfreien Hallen, dass Blogs und Podcasts nun zweisprachig sind, die Verleihung eines "Deutschen Wirtschaftsbuchpreises" und der "Afrika-Tag" am Messe-Samstag.

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