Terezia Mora bekommt den Georg-Büchner-Preis

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Die wichtigste Auszeichnung für deutschsprachige Literatur geht heuer an die in Ungarn geborene, in Berlin lebende Autorin. Romane wie "Alle Tage" und "Ungeheuer" machten sie berühmt - doch ihre Erzählungen sind mindestens ebenso großartig.

Die deutsch-ungarische Schriftstellerin Terezia Mora (47) bekommt den Georg-Büchner-Preis 2018. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt mit. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Heinrich Böll, Anna Seghers, Friedrich Dürrenmatt, Peter Handke, Elfriede Jelinek, Josef Winkler, Sibylle Lewitscharoff und - im vergangenen Jahr - Jan Wagner.

"In ihren Romanen und Erzählungen widmet sich Terezia Mora Außenseitern und Heimatlosen, prekären Existenzen und Menschen auf der Suche und trifft damit schmerzlich den Nerv unserer Zeit", begründete die Jury ihre Entscheidung. Schonungslos nehme sie "die Verlorenheit von Großstadtnomaden in den Blick und lotet die Abgründe innerer und äußerer Fremdheit aus". "Dies geschieht suggestiv und kraftvoll, bildintensiv und spannungsgeladen - mit ironischen Akzenten, irisierenden Anspielungen und analytischer Schärfe. Für ihre eminente Gegenwärtigkeit und lebendige Sprachkunst, die Alltagsidiom und Poesie, Drastik und Zartheit vereint, verleiht die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Georg-Büchner-Preis 2018 an Terezia Mora."

Anfänge mit Bachmannpreis und hymnischen Kritiken

Mora wurde am 5. Februar 1971 in Sopron (Ungarn) in eine Familie hineingeboren, die zur deutschsprachigen Minderheit gehörte. Sie wuchs zweisprachig auf und kam 1990 zum Studium der Hungarologie und Theaterwissenschaft nach Berlin, schrieb Drehbücher und reüssierte zudem auch als Übersetzerin aus dem Ungarischen. Sie gab ein großartiges Debüt mit dem Erzählband „Seltsame Materie".

Für einen Auszug daraus ("Der Fall Ophelia") erhielt sie 1999 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Es war der Auftakt zu vielen weiteren ausgezeichneten Büchern: Moras erster Roman "Alle Tage" erntete 2004 hymnische Kritiken, der zweite Teil ihrer Roman-Trilogie um den IT-Spezialisten Darius Kopp, "Das Ungeheuer", erhielt 2013 den Deutschen Buchpreis. Erzählungen sind im Oeuvre dieser vor literarischer Energie sprühender Autorin mindestens ebenso wichtig. Zuletzt erschien 2016 der Band "Die Liebe unter Aliens".

Jetzt wieder "im Romanmodus"

Mora lebt heute in Berlin, "im Romanmodus", wie sie zuletzt im Gespräch mit der "Presse" sagte: "Ich bin auch viel unterwegs, und deswegen dauert so etwas dann auch vier Jahre - das Leben hört nicht auf, nur weil ich einen Roman schreibe." Nur dieser lange Zeitraum erlaube es ihr auch zu erkennen, wo das Schreiben zu sehr von der Tagesaktualität beeinflusst sei.

Zum Zeitgeschehen, vor allem in ihrer Heimat Ungarn, äußert sich Terezia Mora immer wieder kritisch - das habe aber, betont sie, mit den gegenwärtigen Verhältnissen zu tun, nicht mit dem Wunsch, sich öffentlich als "Intellektuelle" zu betätigen: "Ich sage etwas, wenn ich es gar nicht mehr aushalte, nichts zu sagen."

(APA/Red.)

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