Florjan Lipuš erhält den Österreichischen Staatspreis

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Er schreibt starke Prosa auf Slowenisch.

Er schreibt in seiner Muttersprache Slowenisch, Peter Handke ist ein großer Freund seines Werks und hat ihn übersetzt: Nun bekommt der 81-jährige Autor Florjan Lipuš die höchste Kulturauszeichnung Österreichs. Sie ist mit 30.000 Euro dotiert und wird am 1. Oktober verliehen.

Der Österreichische Kunstsenat, der den Preisträger vorschlug, hob vor allem Lipuš' Roman „Zögling Tjaz“ aus dem Jahr 1981 hervor – kein Wunder: Dieses von Handke mitübersetzte Buch machte ihn bekannt. Seitdem wurden etliche seiner Bücher ins Deutsche übersetzt. Im Roman „Die Verweigerung der Wehmut“ etwa kehrt ein Mann nach Jahren in der Stadt in sein ihm fremd gewordenes Heimatdorf zurück. In „Boštjans Flug“ – das Handke als eines der wichtigsten Bücher der Weltliteratur bezeichnete – erzählt ein Bub einem Mädchen von seiner verlorenen Kindheitswelt: von der Mutter, die von einem Dorfgendarmen abgeholt wurde und nie wiederkam, vom Tod der Großmutter.

Die Mutter des 1937 bei Eisenkappel/Zelezna Kapla geborenen Autors wurde im Zweiten Weltkrieg vor seinen Augen von Gestapo-Männern verhaftet, die sich als Partisanen verkleidet hatten. Sie wurde ins KZ Ravensbrück deportiert und ermordet. Lipuš war von 1960 bis 1998 Volksschullehrer und -direktor, gab außerdem die Kärntner-slowenische Literaturzeitschrift „Mladje“ heraus. Zu den wiederkehrenden Themen seiner vielen Erzählungen und Romane gehören der Widerstand gegen den Nationalsozialismus, die Vertreibung der Kärntner Slowenen, der Kampf gegen den Verlust der slowenischen Sprache. Schon vor zwei Jahren war Lipuš für den Staatspreis vorgeschlagen, bekam ihn aber nicht. Das Argument einiger Jurymitglieder: Er schreibe nicht auf Deutsch. (sim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2018)

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Großer österreichischer Staatspreis für Florjan Lipuš

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