Franz Nabl: Seismograf geschundener Seelen

Ein großer vergessener Romancier Österreichs: Franz Nabl.
Ein großer vergessener Romancier Österreichs: Franz Nabl.(c) Steffen Lichtbild/Graz
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Elias Canetti, Peter Handke und Martin Walser schätzen ihn. Doch Franz Nabl kämpft mit dem Vorurteil, antiquiert zu sein. Seine Sehnsucht nach der versunkenen Welt der Monarchie ist nur oberflächlich, seine Schilderungen menschlicher Abgründe beeindruckend. Es gilt, sein Werk wiederzuentdecken.

Zürne mir nicht, dass der Dank für Deine wunderschöne Weihnachtsgabe erst so spät zu Dir gelangt. Aber eine böse gegen Magen und Darm gezielte Grippe geht hier um, und da ich schon als Jüngling für Viren offenbar sehr attraktiv war, hat sie sich meiner ausgerechnet zu Weihnachten bemächtigt und mir den Genuss alles Guten, was aus Ilses Küche hervorging, gründlich verdorben“, schreibt Franz Nabl am 28. Dezember 1973 an einen „verehrten und mir so lieben Freund“. An Hans Weigel.

Es ist vermutlich der letzte Brief, den der 90-jährige Schriftsteller drei Wochen vor seinem Tod im Jänner 1974 schreibt. Für Weigel, eher als Förderer junger Autorinnen wie Bachmann, Haushofer oder Mayröcker im Wien der 1950er-Jahre bekannt, ist der Romancier ein „großartiger, völlig lebendig gebliebener Erzähler von Rang. Franz Nabl, gleich alt wie Franz Kafka, erzählte in klassischem Stil, in völlig lesbar gebliebener Prosa.“

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