Erfinder des "Sozio-Krimis" Horst Bosetzky gestorben

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Einer der erfolgreichsten deutschen Krimiautoren ist am Sonntag verstorben: Horst Bosetzky schrieb mehr als 60 Kriminalromane. Angst vor dem Sterben hatte er keine, erzählte er in seinem letzten Interview.

Der Bestsellerautor Horst Bosetzky, einer der erfolgreichsten deutschen Krimiautoren, ist mit 80 Jahren gestorben. Er sei am Sonntag in Berlin seiner langen Krankheit erlegen, teilte der Jaron Verlag am Montag unter Hinweis auf die Familie mit. Bosetzky war in den 70er Jahren unter dem Pseudonym -ky bekannt geworden. Krimifreunde rätselten Buch um Buch über das Pseudonym: Wer steckte hinter dem ominösen Kürzel?

Mehrere seiner Geschichten wurden verfilmt. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte 1974 die Kinoversion des Buchs "Einer von uns beiden" unter der Regie des späteren Hollywoodstars Wolfgang Petersen ("Das Boot"). Als 1981 auch der mehrfach ausgezeichnete Titel "Kein Reihenhaus für Robin Hood" auf die Leinwand kam, nutzte Bosetzky die Premiere dafür, das Geheimnis um sein Kürzel zu lüften.

Bosetzky hat mehr als 60 Krimis geschrieben, dazu Romane, historische Biografien, Hörspiele, Drehbücher und eine vielbändige Familiensaga. "Ich denke manchmal selbst, das kann doch gar nicht alles von mir sein", gestand der gebürtige Berliner in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag am 1. Februar dieses Jahres. Aber das Schreiben sei seine Leidenschaft, davon komme er nicht los.

Letzter Roman im Jänner veröffentlicht

Der Autor galt als Erfinder des "Sozio-Krimis". Bewusst griff der Autor brisante gesellschaftliche Themen auf wie Mobbing ("Ein Toter führt Regie"), Sektenwahn ("Einer will's gewesen sein") und Ausländerhass ("Feuer für den großen Drachen") - oft mit einem Bezug zu seiner Heimatstadt Berlin. 

Großen Erfolg feierte Bosetzky mit dem autobiografisch gefärbten Roman "Brennholz für Kartoffelschalen", der von einem Berlin der ersten Nachkriegsjahre erzählt, und dem Kriminalroman "Der kalte Engel". Sein letztes Werk "Abgerechnet wird zum Schluss", das von einem todkranken Mann auf seinem Rachefeldzug handelt, erschien erst im Jänner.

Zudem hatte sich Bosetzky als Soziologieprofessor und Verwaltungsexperte einen Namen gemacht. 1938 in einfachen Verhältnissen in Berlin geboren und im Stadtteil Neukölln aufgewachsen, hatte Bosetzky zunächst eine Lehre als Industriekaufmann bei Siemens absolviert. Zum Schreiben kam er, weil er sich sein späteres Studium an der "linken" Berliner FU durch Groschenromane verdiente. 

Keine Angst vor dem Sterben

Angst vor dem Sterben hatte er jedenfalls nicht. "Ich hatte bei einem Zuckerschock mal eine Nahtod-Erfahrung, seitdem ist es mit der Angst vorbei", sagte er in einem Interview. "Alles war rosa, alles hell, wie ein Schweben im Weltraum. Das waren die glücklichsten Momente meines Lebens."

(Red./APA)

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